Paul Smith (74) ist bekannt für sein Motto «Classic with a Twist» – Klassiker mit Pfiff.
Was die Marke sonst noch besonders macht und warum Sie den Mann hinter dem gleichnamigen Label kennen müssen:
Er ist der freundlichste Mensch im Modebusiness. Die Modewelt ist ein hartes, oft oberflächliches Pflaster. Aussenstehende, die mit Paul Smith in Berührung kommen, seien es Medienschaffende oder die Auditoren bei einer seiner öffentlichen Reden, überrascht Smith mit Authentizität, Umgänglichkeit und guten Manieren. Schülern schenkt der Designer Paul-Smith-Artikel, wenn sie Fragen stellen. Journalisten begegnet er mit Bescheidenheit. Wenn man ihm zu seinem Ritterschlag gratuliert, winkt er ab. Er sei nichts weiter als «a nice bloke» – ein netter Bursche.
Er hat die Männermode revolutioniert. Mit seinen klassischen, aber verspielten Designs brachte Paul Smith in den 80er-Jahren frischen Wind in die maskuline Garderobe. «Ich habe geholfen, Männer davon zu überzeugen, dass es in Ordnung ist, ein Hemd mit etwas Farbe oder eine bunte Krawatte zu tragen; dass es weder feminin noch aufmerksamkeitsheischend ist», sagt er dem «Guardian». So brachte Smith Blümchen auf das Innenfutter seiner Anzüge, Chamäleons und pinke Streifen auf Baumwollsocken. Besonders einprägsam war ausserdem ein Hemd mit Spaghetti-Print.
Er verkörpert die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär. Paul Brierly Smith, wie er mit vollem Namen heisst, stammt aus der englischen Kleinstadt Nottingham, die eigentlich nur als Heimat von Robin Hood berühmt ist. Ohne abgeschlossene Ausbildung öffnete Smith seinen ersten Shop. Von diesem nur neun Quadratmeter grossen Raum arbeitete er sich an die Spitze der Fashionwelt. Mittlerweile wurde er für seine Verdienste in der britischen Modeindustrie zum Ritter geschlagen und vertreibt seine Kleider in rund 2000 Verkaufsstellen in 66 Ländern.
Seine Art, Inspiration zu finden, ist inspirierend. Man kann immer und überall Ideen finden, behauptet Smith. «Wenn man nichts Anregendes sieht, schaut man nicht richtig hin.» Er selbst benutzt gern seine Kamera, um durch den Sucher eine neue Perspektive zu bekommen. Auch Reisen, Kunst und Musik bringen ihn auf Ideen für Stoffmuster und Farbkombinationen. Ausgehend von Trachtenkleidern aus Guatemala, die er in einem Reisemagazin abgebildet sah, designte er eine Kollektion Socken. Und auf den erwähnten Spaghetti-Print kam er dank eines Ladens in Japan, der Essen aus Wachs für Restaurantschaufenster herstellte. Auch eine Bibliothek bringt Smith auf Einfälle, wie er während einer Rede im Debattierclub Oxford Union bewies. Er zeigte auf die Bücher und sagte: «Diese Buchrücken könnte man so auf ein T-Shirt drucken.»
Selbst der Corona-Pandemie kann er etwas Gutes abgewinnen. «Das Leben kann ziemlich schablonenhaft werden, wenn man nicht aufpasst», erklärt der Designer der «South China Morning Post». «Die Pandemie war für niemanden eine positive Erfahrung, aber sie war ein guter Tritt in den Allerwertesten.» Das Einzige, was ihn wirklich schockierte, war die hohe Miete, die er für seinen winzigen Shop in Nottingham während des Lockdowns zahlte: «Der war teurer als die meisten meiner anderen Geschäfte.» Ansonsten proklamiert Smith mit britischer Nüchternheit: «Aus Schlechtem kann auch Gutes entstehen.»