Spielt es eine Rolle, was die neue Premierministerin trägt? Das fragten sich zahlreiche britische Journalistinnen, als Theresa May vorletzte Woche in London ihr Amt als Regierungschefin antrat und die Presse erst einmal ausgiebig das Faible der 59-jährigen Politikerin für exzentrisches Schuhwerk thematisierte.
Eine Redaktorin übertrug daraufhin die Kriterien, nach denen sonst Frauen beurteilt werden, auf Mays Ehemann Philip – er begleitete seine Gattin zum ersten Auftritt vor der legendären 10 Downing Street. Die Redaktorin schwärmt vom «sexy» dunkelblauen Anzug, der die fantastische Figur des «First Husbands» zur Schau stellt.
Man mag es sexistisch finden, eine Premierministerin auf ihr Äusseres zu reduzieren. Oder unpassend, dass die knallharte Vorsteherin der konservativen Partei zu einer Glamour-Figur erhoben wird. Das ändert nichts daran, dass sich Theresa May unglaublich gut anzieht. «Ich bin eine Frau – und ich mag Kleider», sagt die bekennende «Vogue»-Abonnentin dazu.
Sie trägt wild gemusterte Mäntel, asymmetrisch geschnittene Kleider, hohe Lackstiefel und Statement-Schmuck. Vorzugsweise von jenen Designern, die den Wirtschaftsstandort ihres Landes stärken: Burberry, Vivienne Westwood, Roland Mouret. Herzogin Kate, durch ihr royales Amt zur Biederkeit verpflichtet, kann bei so viel modischer Attitüde einpacken.
Zum strengen Auftritt passt High Fashion
Stilikone May hat verstanden, dass es bei der Wahl zwischen schlichter Politik-Kluft und exzentrischem Power-Dressing noch einen wichtige Fähigkeit braucht: genau zu wissen, was einem steht. Sie favorisiert Designs aus Fotostrecken der «Vogue», in denen Mode inszeniert wird, die alles andere als zugänglich wirken soll.
Das passt perfekt zur Strenge, die May mit ihrer Mittelscheitel-Frisur und dem stets etwas zynisch wirkenden Lächeln ausstrahlt. Wahrscheinlich hätte sie selbst im «Emmentaler-Kleid» von Akris, das Bundesrätin Doris Leuthard (53) zur Gotthardtunnel-Eröffnung trug, seriös gewirkt.
Margaret Thatchers Markenzeichen war die Handtasche. Bei May, die oft mit der Iron Lady verglichen wird, sind es Schuhe mit Raubtier-Prints. Damit scheint sie zu signalisieren: Ich mag in gewissen Dingen ein Mädchen sein, aber leg dich besser nicht mit mir an.