Was ist eine Misteltherapie?
Misteltherapie ist eine sogenannte komplementärmedizinische Krebsbehandlung. Alternative Mediziner wie Antroposophen und Homöopathen verordnen ihren Krebspatienten Mistelpräparate. Die Therapie existiert seit 95 Jahren. Inzwischen verschreiben auch Anhänger der klassischen Medizin diese Therapie in Kombination mit den akzeptierten Behandlungen: Operation, Bestrahlung und Chemotherapie.
Warum lehnen viel Ärzte die Misteltherapie trotzdem ab?
Obwohl rund 45 % der Krebspatienten eine Misteltherapie nutzen, gibt es immer noch zu wenig wissenschaftlich einwandfreie Belege für die Wirksamkeit. Die praktischen Erfahrungen in der Komplementärmedizin sind für Schulmediziner nicht stichhaltig genug.
In welcher Form nimmt der Patient Mistelpräparate ein?
Die meisten Präparate bestehen aus dem wässrigen Extrakt gepresster Blätter und Beeren der Mistel, die als Schmarotzerpflanze auf Eichen und Apfelbäumen wächst.
Was bewirkt das Präparat?
Das Mistelextrakt enthält Eiweissstoffe, die im Körper des Kranken die Produktion von Endorphinen anregen. Das sind Stoffe, die unsere Schmerzen lindern und die Stimmung aufhellen. Zudem stärkt das Heilmittel die körpereigenen Abwehrkräfte, indem es die Produktion der weissen Blutkörperchen anregt. Mit der Misteltherapie lässt sich das Immunsystem so gut stimulieren, dass es auch zur Unterstützung von Chemo- und Strahlentherapie oder Krebsoperationen verwendet wird. In hoher Dosierung tötet das Mittel Krebszellen und stärkt dabei das Immunsystem – im Gegensatz zur Chemotherapie, die Krebszellen tötet und als Nebenwirkung das Immunsystem schwächt.
Wie werden Mistelpräparate angewendet?
Meistens durch Injektion unter die Haut in der Nähe des Tumors. Bei manchen Krebsarten verordnet der Arzt auch Infusionen. In Tablettenform würde der Extrakt im Magen unwirksam.
Gibt es Risiken und Nebenwirkungen?
Die Behandlung ist risikoarm. Selten gibt es allergische Reaktionen: Rötung und Schwellung bei der Einstichstelle sind positive Reaktionen, die zur idealen Dosierung des Präparates beitragen.
Ist eine Misteltherapie bei fortgeschrittener Krebserkrankung noch wirksam?
Die Therapie verbessert die Lebensqualität auch eines Schwerkranken mit wuchernden Krebszellen im Körper (Metastasen): Der Appetit kehrt zurück, die Gewichtsabnahme endet, Schlaf und Allgemeinbefinden werden besser.
Wie lange dauert eine Behandlung?
Solange der Tumor vorhanden ist, solange wird behandelt. Nach einer Tumorentfernung dauert die Therapie bis zu fünf Jahren: zum Beispiel das erste Jahr mit zwölf Kuren, danach immer weniger und im letzten Jahr nur noch drei Kuren.
Was ist das stärkste Argument gegen die Mistelanwendung?
Die Schulmedizin kritisiert, dass die Therapie nie in Doppelblindstudien untersucht wurde. So lange diese wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise fehlen, gelten Mistelpräparate nicht als Heilmittel gegen Krebs.
Bezahlt die Krankenkasse?
In der Schweiz übernimmt die Grundversicherung die Kosten der vom Arzt verordneten Misteltherapie für Krebspatienten.