Silvester, Mitternacht. Im Champagner-Rausch spriessen die guten Vorsätze fürs neue Jahr: Ich will gesünder leben, ich will mehr Gemüse essen, ich will nicht mehr so ungeduldig sein, das war heute Abend der letzte Alkohol.
Es liegt in der Natur der Sache: Geschätzte 30 bis 50 Prozent dieser guten Vorsätze landen schon in der ersten Januar-Woche in der Tonne. Aber erstaunlicherweise bleiben viele Menschen standhaft, geben nicht so schnell auf, ziehen ihr Ding auch im grauen Alltag durch. Aber gute Vorsätze zu verwirklichen, heisst nicht nur verzichten. Es ist auch ein Wert an sich. Das höhere Ziel ist der Nachweis dafür, den Mumm zu haben, etwas durchzuziehen.
«Ich kann ohne Serien leben.» Oder: «Ich muss mich nicht immer aufregen.» Oder: «Es gibt auch ein Leben ohne Mousse au chocolat.» Der deutsche Autor und Ernährungswissenschaftler Uwe Knop (47) sagt es so: «An Neujahr geht es um einen symbolischen Akt.» Denn dringende, echte Gründe für gute Vorsätze, etwa ein Verdikt vom Arzt, seien selten.
Aber was will ich mir damit beweisen?
Mancher will im neuen Jahr tatsächlich seinen Charakter verbessern. Doch die meisten Vorsätze fallen schlicht unter die Rubrik «gesünder leben». Das heisst in den letzten Jahren vermehrt: ein paar Wochen lang keinen Zucker zu essen. Überall im Land laufen «Zucker-Challenges», bisweilen angeführt von Prominenten. «Zuckerfrei»-Kochbücher boomen.
Ernährungsexperte Knop ist bekennender Kritiker von Diäten. Dies oder jenes vom Speisezettel zu verbannen, sei nicht sachdienlich. Zu dürftig seien die wissenschaftlichen Belege. Zumal: Wer sich Essvorschriften unterwerfe, habe oft andere, verborgene Gründe. Gerade der Verzicht auf Zucker könne ein Bekämpfen verdrängter Symptome sein. Wer auf bestimmte Lebensmittel verzichten wolle, solle sich lieber fragen, warum er sie eigentlich zu sich nehme. Wer erkennt, dass er aus Langeweile oder Einsamkeit isst, soll lieber dort ansetzen.
Natürlich ist mancher Verzicht sinnvoll. Einmütig unterstützen Fachleute etwa die Idee, zeitweise auf Alkohol zu verzichten. Die Erfahrung, ob einem so ein Verzicht schwerfalle oder nicht, sei ein wichtiger Hinweis auf eventuelles problematisches Verhalten, sagen sie. Zumal die ersten Erfolge von Abstinenz schon nach zwei Wochen auch äusserlich sichtbar sind: Die Probanden wirken deutlich ranker und frischer. Ebenso lässt sich natürlich kein Experte finden, der den Vorsatz, das Rauchen aufzugeben, nicht guthiesse.
Fasten als Aha-Erlebnis
Anders siehts beim Thema Fasten aus. Im Verzicht auf feste Nahrung sahen Kritiker lange eine Art unnötiger Selbstbestrafung. Besser wäre es, so ihr Argument, einfach massvoller zu leben. Dem widerspricht Bestseller-Autorin Susanne Fröhlich (56) vehement: Ein Selbstversuch der Ernährungsexpertin, den sie in ihrem neuen Buch «Fröhlich fasten – Macht Verzicht tatsächlich gesünder und glücklicher?» beschreibt, war für sie «ein absoluter Gewinn». Gäbe es Fasten als Tablette, «könnte man damit reich werden», behauptet sie. Was man mit «nichts» erreichen könne, sei «geradezu unglaublich».
BLICK wollte die vielen Aspekte der Selbstverbesserung miterleben. Wir stellen vier Menschen vor, die gute Neujahrsvorsätze gefasst haben und sie jetzt umsetzen wollen. Heute: Der Student Luca Di Falco (19) will sechs Wochen lang auf Alkohol verzichten. Und Ruth Bertsche (31) verbannt Zucker von ihrem Tisch.
Luca Di Falco aus Gattikon ZH studiert an der Zürcher ETH Materialwissenschaften. Und zur Studentenzeit, so das Klischee, gehört nun mal das Bechern und fröhliche Zechen. Auch der 19-Jährige trank am Wochenende gern mit Kollegen ein paar Bierchen oder Gläser Rotwein. Jetzt hat er beschlossen, bis zum Beginn seines zweiten Semesters im Februar nur Wasser, alkoholfreies Bier oder Süssgetränke zu sich zu nehmen. Er will es wissen: «Bin ich in der Lage, meinen Schweinehund zu besiegen und ‹nur› Wasser zu trinken?»
Den eigenen Alkoholkonsum hinterfragen
Für Luca ist das eher Sport. Tatsächlich aber trinken viele Schweizer weit häufiger, als ihnen guttut. Jeder Zehnte tut es täglich, etwa 150'000 Personen haben ein Alkoholproblem.
Experten sehen die Abstinenz auf Zeit grundsätzlich positiv. Sie könne helfen, «den eigenen Konsum kritisch zu überdenken», erklärt Monique Portner-Helfer von Sucht Schweiz. Herauszufinden, ob es einem schwer- oder leichtfalle, Bier und Wein auszuschlagen, sei eine hervorragende Standortbestimmung.
Luca Di Falco hatte bis jetzt noch keine grösseren Schwierigkeiten. Klar, am Wochenende, wenn er sich mit Kollegen trifft, kostet es ihn ein wenig Überwindung, wenn er in der Kneipe Wasser ordert. «Das Bier ist ja irgendwie auch eine Belohnung. Jeder denkt: Das hab ich mir verdient. Das steckt im Kopf.»
Doch der Student ist zuversichtlich, dass er durchhält – sogar demnächst in den Skiferien. Er ist überzeugt: «Es muss doch möglich sein, dass man auch ohne Alkohol eine schöne Zeit hat.»
Luca Di Falco aus Gattikon ZH studiert an der Zürcher ETH Materialwissenschaften. Und zur Studentenzeit, so das Klischee, gehört nun mal das Bechern und fröhliche Zechen. Auch der 19-Jährige trank am Wochenende gern mit Kollegen ein paar Bierchen oder Gläser Rotwein. Jetzt hat er beschlossen, bis zum Beginn seines zweiten Semesters im Februar nur Wasser, alkoholfreies Bier oder Süssgetränke zu sich zu nehmen. Er will es wissen: «Bin ich in der Lage, meinen Schweinehund zu besiegen und ‹nur› Wasser zu trinken?»
Den eigenen Alkoholkonsum hinterfragen
Für Luca ist das eher Sport. Tatsächlich aber trinken viele Schweizer weit häufiger, als ihnen guttut. Jeder Zehnte tut es täglich, etwa 150'000 Personen haben ein Alkoholproblem.
Experten sehen die Abstinenz auf Zeit grundsätzlich positiv. Sie könne helfen, «den eigenen Konsum kritisch zu überdenken», erklärt Monique Portner-Helfer von Sucht Schweiz. Herauszufinden, ob es einem schwer- oder leichtfalle, Bier und Wein auszuschlagen, sei eine hervorragende Standortbestimmung.
Luca Di Falco hatte bis jetzt noch keine grösseren Schwierigkeiten. Klar, am Wochenende, wenn er sich mit Kollegen trifft, kostet es ihn ein wenig Überwindung, wenn er in der Kneipe Wasser ordert. «Das Bier ist ja irgendwie auch eine Belohnung. Jeder denkt: Das hab ich mir verdient. Das steckt im Kopf.»
Doch der Student ist zuversichtlich, dass er durchhält – sogar demnächst in den Skiferien. Er ist überzeugt: «Es muss doch möglich sein, dass man auch ohne Alkohol eine schöne Zeit hat.»
Lesen Sie am Montag: Traugott Nützi (61) will endlich mit dem Rauchen aufhören. Und Leonardo Wehrli (28) isst kein energieaufwendiges Rindfleisch mehr, um seinen ökologischen Fussabdruck zu verringern.
Seit zwei Wochen zieht man seine Neujahrsvorsätze jetzt durch – und plötzlich geht die Luft aus. Wie bleibt man dran? Die Zürcher Selbstmanagement-Trainerin Caroline Theiss rät, nicht gleich alles hinzuschmeissen: «Ein kritischer Blick auf den Vorsatz lohnt sich: Passt er überhaupt zu mir? Alleine joggen ist für Menschen, die gerne Gesellschaft haben, wahrlich nicht attraktiv. Da hilft ein Sport-Gspänli. Oder der Alltag hat die guten Vorsätze einfach verschluckt. Hier hilft ein Trick aus der Motivationspsychologie: die Wenn-Dann-Pläne. Die koppeln das gewünschte Verhalten mit einer Situation: Wenn ich in die Kantine gehe, dann greife ich zum Salat. Funktioniert prima, Studien haben es gezeigt. Man muss sie nur aufschreiben.» Lohnend sei es auch, ein Erfolgstagebuch zu führen und sich gezielt zu belohnen.
Seit zwei Wochen zieht man seine Neujahrsvorsätze jetzt durch – und plötzlich geht die Luft aus. Wie bleibt man dran? Die Zürcher Selbstmanagement-Trainerin Caroline Theiss rät, nicht gleich alles hinzuschmeissen: «Ein kritischer Blick auf den Vorsatz lohnt sich: Passt er überhaupt zu mir? Alleine joggen ist für Menschen, die gerne Gesellschaft haben, wahrlich nicht attraktiv. Da hilft ein Sport-Gspänli. Oder der Alltag hat die guten Vorsätze einfach verschluckt. Hier hilft ein Trick aus der Motivationspsychologie: die Wenn-Dann-Pläne. Die koppeln das gewünschte Verhalten mit einer Situation: Wenn ich in die Kantine gehe, dann greife ich zum Salat. Funktioniert prima, Studien haben es gezeigt. Man muss sie nur aufschreiben.» Lohnend sei es auch, ein Erfolgstagebuch zu führen und sich gezielt zu belohnen.