Wissenschaftler der Universität des Saarlandes haben nach eigenen Angaben auf Grundlage von mehr als 200 internationalen Studien errechnet, um wie viel grösser die sexuelle Lust der Männer im Vergleich zu Frauen ist.
Der Saarbrücker Sozialpsychologe und Studien-Co-Autor Malte Friese erklärte dazu am Montag, es sei nun tatsächlich die verbreitete Annahme wissenschaftlich belegt, dass Männer stärker sexuell motiviert seien als Frauen. «Der Unterschied ist etwas weniger als halb so gross wie der Geschlechterunterschied in der Körpergrösse.»
Aussagen von insgesamt 620'000 Teilnehmern ausgewertet
Für die in der US-Fachzeitschrift «Psychological Bulletin» veröffentlichte Studie definierten die Forscher, was sexuelle Motivation aus psychologischer Sicht ist, und wandten dies auf Studien mit insgesamt mehr als 620'000 Teilnehmern an. Dabei berücksichtigten die Forscher nach eigenen Angaben auch, dass manche Selbstaussagen zum Sexualleben womöglich nicht immer korrekt sind – also dass etwa geprahlt wird mit der Zahl der Sexualpartner und -partnerinnen.
Friese erklärte zur Vorgehensweise: «Wir haben das Konzept der sexuellen Motivation danach definiert, wie häufig jemand sexuelle Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen erlebt – Menschen mit ausgeprägter sexueller Motivation denken häufiger an Sex, verspüren häufiger sexuelles Verlangen und masturbieren mehr.»
Viele Frauen haben mehr Lust als Männer
Dass dies bei Männern häufiger der Fall sei, dürfe aber nicht pauschal angenommen werden. «Auch wenn Männer im Durchschnitt eine stärkere sexuelle Motivation haben als Frauen, gibt es viele Frauen, die mehr Lust auf Sex haben als viele Männer.» Auf Basis der Daten schätzten die Wissenschaftler, dass etwa ein Viertel der Frauen – 24 bis 29 Prozent – mehr Lust auf Sex haben als der durchschnittliche Mann.
Schon frühere Untersuchungen bestätigten, dass bei Männern eine höhere sexuelle Motivation vorliegt. Unklar war bislang den Angaben zufolge die Grösse des Unterschieds. Wie sich der Unterschied der Geschlechter erklären lasse, sei nicht Thema der Studie gewesen und lasse damit weiter Spielraum für Interpretationen.
Friese erklärte, die Forscher gingen davon aus, dass sowohl soziale als auch genetische Faktoren eine Rolle spielen. Die Arbeit treffe auch keine Aussage, ob eine weniger oder eine stärker ausgeprägte sexuelle Motivation wünschenswert sei. (AFP)