Schlafqualität vor Nähe
Funktioniert eine Beziehung mit getrennten Betten?

Ein eigenes Bett bedeutet nicht unbedingt das Ende einer glücklichen Beziehung. Worauf man achten muss, damit es funktioniert, weiss BLICK Sexologin und Psychologin Caroline Fux (39).
Publiziert: 07.09.2020 um 22:49 Uhr
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Ein gemeinsames Schlafgemach muss nicht in jeder Beziehung sein.
Foto: Getty Images/Tetra images RF
Anne Grimshaw

Wer mit dem Partner oder der Partnerin im gleichen Bett schläft, muss bei der Schlafqualität oft Abstriche machen. Denn Wissenschaftler haben belegt: Wenn der Partner oder die Partnerin schnarcht oder sich in der Nacht bewegt, hat das einen grossen Einfluss auf die eigene Schlafqualität. Es ist also nicht verwunderlich, dass mehr als jedes fünfte Paar in den USA in getrennten Betten schläft. Auch in der Schweiz schlafen viele Paare separat, weiss Psychologin Caroline Fux (39): «Auch wenn ich keine Statistiken kenne, kann ich aus der Beratungsarbeit sagen: Das kommt häufig vor».

Folgt auf die Trennung des Schlafgemachs zwingend eine emotionale Distanzierung vom Partner? Keineswegs, sagt Fux: «Solche Aussagen vermitteln das Gefühl, dass Paare mit getrennten Schlafzimmern direkt auf den Beziehungsabgrund zurasen oder sich irgendwie weniger gernhaben. Das ist aber definitiv nicht so.» Im Gegenteil: Distanz könne ein wichtiger Teil der Selbstfürsorge und damit auch der Beziehungspflege sein.

Gute Gründe für ein separates Zimmer gibt es zuhauf: Das Schnarchen der anderen Person oder ein komplett unterschiedlicher Tagesrhythmus sind nur zwei davon. «Auch wenn jemand Schichtdienste hat oder unter Schlafproblemen leidet, sodass er oder sie mitten in der Nacht aufstehen muss, bieten getrennte Betten ein wichtiges Stück Freiheit.» hält

Wie klappts mit zwei Betten?

Wünscht man sich ein eigenes Schlafzimmer, sollte man zunächst offen mit der anderen Person über die Gründe dafür sprechen. «Dann kann ich erklären, wo ich stehe und was ich brauche, damit es mir gut geht. Das gibt dem anderen die Möglichkeit, meine Welt und meinen Wunsch nachzuvollziehen. So schafft man eine bessere Basis, als wenn man einfach das Weite sucht oder den anderen wortlos ausquartiert», erläutert Fux. Wichtig dabei sei immer, dass der neue Schlafplatz so gemütlich wie möglich ist und keinesfalls eine Strafzone.

Ist das Einzelbett einmal eingerichtet, schafft das erstmal mehr Distanz. Um diese auszugleichen, hat Caroline Fux einige Ideen: «Das können gemeinsame Abendrituale sein – und natürlich kleine Gesten im Alltag. Getrennte Schlafplätze bieten aber auch neue Flirt-Möglichkeiten: «Schaffe ich es, mein Gegenüber dazu zu verführen, in mein Zimmer zu kommen? Oder kann ich mich charmant in sein Zimmer schmuggeln?» Dabei sei es natürlich wichtig, die Bedürfnisse der anderen Person immer zu respektieren.

Falls das Bedürfnis nach einem gemeinsamen Schlafquartier trotzdem noch da ist, soll man sich nicht davor scheuen, es immer wieder mal gemeinsam zu probieren: «Das kann zum Beispiel am Wochenende sein, wenn man ausschlafen kann», schlägt Fux vor.

Wann ist Vorsicht geboten?

Trotz allem sind getrennte Schlafplätze immer noch ein Tabuthema. Warum? «Das gemeinsame Bett ist ein Symbol des Kontaktes zum Partner und auch für die Sexualität. Man kommt zur Ruhe und findet zueinander», sagt Fux. Diese Momente täten der Beziehung gut, seien aber nicht in eine geteilte Matratze eingeimpft. Wenn man die Momente richtig nutzt und gestaltet, könne auch ohne gemeinsames Bett Nähe entstehen: «Vielleicht braucht das etwas mehr Kreativität und Bewusstsein, aber gerade das tut Langzeitbeziehungen ohnehin gut.»

«Versteckt man sich aber hinter vorgeschobenen Gründen, wenn man ein eigenes Schlafzimmer fordert, wird es schwieriger. Klar ist es einfacher zu sagen «Du schnarchst, ich muss in ein anderes Zimmer» als «Ich möchte diese Art von Nähe nicht mehr von dir». «Distanziert man sich im Geiste sowieso schon vom Gegenüber, wird Freiraum beim Schlafen das Blatt auch nicht mehr wenden», sagt die Expertin. Dann sei es wichtig, dass man genau hinschaue und nach Veränderungen suche, die auf einer tieferen Ebene etwas bewegen.

Manchmal kann eine nahe und innige Beziehung zur anderen Person aber schlicht nicht mehr erwünscht sein, wie Fux feststellt: «Gerade in einer späteren Lebensphase sind viele Paare auch zufrieden mit einer Beziehung auf Distanz.» Und solange beide Personen eine solche Beziehung leben können, sei daran nichts auszusetzen.


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