Im Fall Romy und Dave Dollé ist eine langjährige Ehe daran zerbrochen, dass er mit einer anderen Frau offenbar ein Kind gezeugt hatte. Was haben beide nun zu erwarten?
Maya Onken: Nimmt man das Fremdgehen als Gesamtkomplex, repräsentiert das für alle Beteiligten die Topstufe der Kompliziertheit. Die Situation ist deshalb so schwierig, weil er eine neue Familie gegründet hat. Nun ist entstanden, was ich Toblerone-System nenne: Drei Menschen sind miteinander vernetzt, und für alle drei ist es hart.
Erklären Sie die Toblerone-Situation genauer.
Das sind Ehemann und Ehefrau. Sie haben eine langjährige Beziehung hinter sich, eine lange Geschichte. Ein Haus, Kinder, gemeinsame Erlebnisse. Das lässt sich nicht toppen. In seinem Leben wird die erste Frau immer die Nummer eins bleiben. Dann kommt die dritte Position ins Spiel. Diese Frau hat natürlich den Wunsch, für ihn die Nummer eins zu sein. Das kann sie nicht. Das ist für alle Beteiligten ein Weg voller Leiden und Schmerzen.
Gehen eigentlich Männer eher fremd als Frauen?
Nein, das hält sich die Waage.
Aus welchen Gründen betrügen Frauen ihre Partner?
Da gibt es mehrere Theorien. Die biologische Theorie behauptet, Frauen wollten sich mit einem Partner mit dem besten Genpool paaren. Kommt dann der 24-jährige Gärtner, erkennen sie sich selbst nicht mehr wieder. Oft fühlen sie sich in ihrer Beziehung emotional nicht mehr richtig wahrgenommen. Kommt dann ein netter Mann und überschüttet sie mit Komplimenten, dann geht die Post ab.
Und das soll wahr sein?
Es ist jedenfalls eine gängige Theorie. Bei Männern ist es oft so, dass die Ehefrauen sehr stark mit der Aufzucht der Kinder beschäftigt sind und die Libido manchmal fast ganz verschwindet. Kommt dann eine junge Frau ins Spiel, ist alles zu spät.
Und sie werfen alles hin?
Nur fünf Prozent der Fremdgänger lassen sich scheiden. Die meisten kehren wieder zu ihrem Partner zurück.
Und warum gehen sie dann überhaupt fremd?
Der Weg in eine Affäre ist leicht. Sie bringt Spannung rein, man fühlt sich wie rebootet und voller Elan. Wahrscheinlich können viele nicht abschätzen, wie destruktiv fremdgehen im Endeffekt ist. Der Weg aus der Beziehung klappt nie ohne Schmerzen und ist für alle Beteiligten sehr schwierig.
Aber sind Leute, die sich trennen, nicht glücklicher?
Das kommt auf die Situation an. Oft ist es so: Der neue Partner bleibt die Nummer zwei und damit kommt er nicht zurecht. Der verlassende Part wird seine Nummer eins trotzdem nicht vergessen. Schlimm wird es, wenn Kinder da sind. Sie akzeptieren nur ihr echtes Mami und ihren echten Papi, auch wenn der neue Partner der Eltern sie unbedingt für sich gewinnen will. Da entstehen viel Streit, viele Tränen, viele Diskussionen. Viele Verlassene leiden lange unter dem Trauma des Verlassenwerdens und haben Angst, sich auf jemand Neues einzulassen.
Kann ein Mensch das Verlassenwerden jemals verzeihen?
Das ist ein schmerzlicher Weg. Es gehört der Wille dazu, sich damit auseinanderzusetzen und loszulassen.
Können Verlassene wieder eine glückliche neue Beziehung aufbauen?
Auch das ist schwierig. Sie werden den neuen Partner mit dem alten vergleichen – und zweite Wahl zu sein, ist für den neuen Partner schwer. Frauen, die die Kinder behalten haben, sind besonders dumm dran. Sie haben bei der Suche nach einem neuen Partner einen Nachteil.
Kann es sein, dass ein Mann wie Dave Dollé seine Frau Knall auf Fall verlässt, und sie hat nichts geahnt?
Ja, das ist oft der Fall, dass es der Partner nicht merkt.
Aber gibt es keine Anzeichen?
Doch, eigentlich schon. Wenn der Partner zum Beispiel öfter am Handy ist oder es nicht mehr offen rumliegen lässt. Wenn er neue Routinen entwickelt, indem er länger wegbleibt oder sich mit «neuen Leuten» trifft.
Nun gibt es aber auch den Typ Frau, der stoisch die Eskapaden des Ehemanns erträgt und ihn nicht verlässt. Was treibt sie?
Das ist schwer zu sagen. Aber irgendeinen Gewinn ziehen sie daraus. Vielleicht denken sie: «Ich bin es, die am Ende gewinnt.»
Maya Onken (49) wirkt als Coach sowie als Dozentin und Leiterin des Frauenseminars Bodensee und schrieb unter anderem die Bücher «Heissssss – Eine Lustreise zur Sexgöttin» (2009) über das weibliche Sexleben und «Nestkälte – Vom Lügen, Betrügen und Verzeihen» (2013). Maya Onken ist die Tochter der Schweizer Psychologin, Psychotherapeutin und Autorin Julia Onken (76), sie ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Maya Onken (49) wirkt als Coach sowie als Dozentin und Leiterin des Frauenseminars Bodensee und schrieb unter anderem die Bücher «Heissssss – Eine Lustreise zur Sexgöttin» (2009) über das weibliche Sexleben und «Nestkälte – Vom Lügen, Betrügen und Verzeihen» (2013). Maya Onken ist die Tochter der Schweizer Psychologin, Psychotherapeutin und Autorin Julia Onken (76), sie ist verheiratet und hat zwei Töchter.
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