Selbst Fans müssen zugegeben: «Fifty Shades of Grey» ist kein gut geschriebenes Buch. Wieso es trotzdem ein Welterfolg wurde:
Das Thema reizt viele
Dominanz und Hingabe sind fundamentale Kräfte in der Sexualität. Auch wer nicht auf gefesselte Hände und Klapse auf den Po steht, setzt sich mit dieser Form des Geben und Nehmens auf seine eigene Weise auseinander. Lesen bietet den perfekten Rahmen, um das Thema zu entdecken und gefahrlos zu testen, ob es für einen selbst auch etwas wäre.
Flirt mit dem Tabu
Der Hauch des Verbotenen macht Sex oft erst so richtig prickelnd. Ein Schuss Sadomasosex (der im Buch für Kenner fast lachhaft eindimensional und soft ist) und der Einsatz vielleicht unbekannter Sextoys lassen staunen.
Das Timing stimmt
Gleichberechtigung ist ein Segen. Beim Sex macht sie aber vieles komplizierter. Die Rollen sind nicht mehr klar verteilt, sie müssen neu definiert und erprobt werden. Die Konstellation «reicher, mächtiger Mann trifft auf naives, hübsches Mauerblümchen» befriedigt Sehnsüchte.
Er ist stark, sie gibt sich hin – oder sie wird gezüchtigt, geniesst das aber insgeheim. Ein sexueller Klassiker, simpel serviert, den man im echten Leben nicht mehr gut finden darf, ohne sich als unfeministisch oder hinterwäldlerisch zu outen.
Das Format stimmt
Das Bild der komplizierten weiblichen Sexualität wird oft überstrapaziert. Ganz falsch ist es trotzdem nicht. Viele Frauen wünschen sich auf der Suche nach sexueller Inspiration wenigstens ein Minimum an Drumherum. Deshalb funktionieren Pornos bei Frauen oft nicht.
Dagegen liefert ein Roman wie «Fifty Shades of Grey» erotische Stimmungen und Gedankenwelten und hilft dabei, eigene Fantasien zu kultivieren. Ob das auch dem viel konkreteren Medium Film gelingt, wird sich zeigen.