Meine Partnerin (55) und ich (55) führen eine glückliche Beziehung. So glücklich, dass wir nie streiten. Wir haben auch sonst keine Meinungsverschiedenheiten oder andere Probleme in der Partnerschaft. Man liest überall, wie wichtig es ist, eine konstruktive Streitkultur zu haben. Aber wir amüsieren uns köstlich, wenn wir uns vornehmen, mal richtig zu streiten, es geht einfach nicht. Ist das normal? Sollen wir uns überhaupt Gedanken darüber machen? Erich
Lieber Erich
Mit der konstruktiven Streitkultur ist ein bisschen wie mit dem Hammer in der Werkzeugkiste: Sie gehört in einer Beziehung zwar zur Grundausstattung, aber es macht keinen Sinn, mit ihr auf etwas draufzuprügeln, wenn man sie eigentlich gar nicht braucht oder wenn sie nicht das richtige Werkzeug ist.
Wie oft ein Paar streitet und wie diese Konflikte ablaufen, ist äusserst individuell. Es hat mit den einzelnen Persönlichkeiten zu tun, aber sehr stark auch mit den Umständen der Beziehung und welche Dynamik sich zwischen diesen Menschen entwickelt.
Ihr scheint zu den Paaren zu gehören, die selten oder eben gar nicht aneinandergeraten. Grund zur Sorge ist das nicht. Ihr könnt das ganz einfach geniessen.
Zu beachten gibt es vielleicht einzig den folgenden Punkt: Konflikte können ein wichtiger Motor für die Beziehungsentwicklung sein. Ist ein Paar nie zu einer Diskussion gezwungen, kann es sein, dass man während Jahren durchaus glücklich daherlebt, aber dann irgendwann eben doch merkt, dass im Hintergrund etwas gegärt hat oder dass man sich in aller Zufriedenheit irgendwann langweilt.
Dieser Umstand soll euch keine Angst machen, sondern einfach motivieren, bewusst und immer wieder für neue Impulsive zu sorgen. Verfallt zudem nie die Illusion, das Gegenüber restlos zu kennen. Weil Annahmen sind ein Nährboden für Entfremdung.
Du hast eine Frage zu den Themen Sex, Liebe und Beziehung? Schreibe mir ein Mail auf caroline@blick.ch Dein Mail geht direkt an mich und wird vertraulich behandelt.
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