Ich (32) habe nach fünf Jahren mit meiner Freundin Schluss gemacht. Etwa einen Monat vor dem Ende habe ich sie betrogen: Ich habe mit einer anderen Frau geknutscht und mit mehreren anderen gechattet. Gesagt habe ich ihr das nie, aber es beschäftigt mich noch immer. Ich schäme mich dafür und frage mich, warum ich das getan habe. Die einzige Erklärung, die mir in den Sinn kommt, ist, dass ich wohl zu wenig verliebt in meine Ex war. Aber was heisst mein Verhalten für die Zukunft? Werde ich von nun an immer betrügen? Man sagt doch: «Einmal Betrüger, immer Betrüger.» Christian
Lieber Christian
Es kommt relativ häufig vor, dass Leute gegen Ende einer Beziehung Dinge tun, die der Partnerschaft schaden. Oft steckt dahinter ein unbewusster Drang, sich handfest zu beweisen, dass die Beziehung nicht mehr gut ist und dass es deshalb Zeit ist zu gehen. Es ist also möglich, dass du dich einer bewussten Ablösung nicht stellen wolltest und dafür handelnd für Beweismaterial gesorgt hast.
Was dein schlechtes Gewissen angeht: Was passiert ist, ist passiert. Alles, was du jetzt tun kannst, ist, aus dem Geschehenen deine Lehren zu ziehen und in Zukunft klüger zu handeln. Du spürst jetzt, wie es sich anfühlt, ein Betrüger gemäss deinen eigenen Werten zu sein. Präge dir dieses Gefühl gut ein und erinnere dich daran, wenn du ein nächstes Mal vor einer ähnlichen Entscheidung stehst.
Die Frage, ob du von nun an immer betrügst, wirkt, mit Verlaub, doch eher naiv. Dein Leben wird nicht von irgendeinem Sprichwort diktiert. Du bist die Person, die über dein Handeln bestimmt. Keiner zwingt dich, mit anderen zu chatten, keiner zwingt dich, andere zu küssen oder mit ihnen zu schlafen. Hüte dich davor, dein früheres Verhalten als Ausrede zu verwenden – nach dem Motto: «Offenbar bin ich einfach so.»