Ich (33) bin seit langer Zeit Single. Eigentlich finde ich, ich sei eine tolle Frau, aber anscheinend stimmt das doch nicht. Mein Problem ist, dass ich nicht jünger werde, und auch ich habe meine Träume und Ziele. Es heisst immer, man muss selbst mit sich zufrieden sein. Das bin ich auch, aber ich möchte nun mal eine Familie und zwar nicht nur Kinder, sondern auch einen Mann dazu. Ich verstehe einfach nicht, warum das Leben so ungerecht ist. Ich fühle mich mehr und mehr betrogen. Warum finde gerade ich niemanden? Michèle
Liebe Michèle
Vom Leben Gerechtigkeit zu erwarten, ist ein heikles Anliegen. Zu gut kann man sich darüber streiten, ob es die ultimative Fairness überhaupt gibt und ob wir sie als Menschen denn auch erfassen könnten.
Der persönliche Weg zum Glück ist ein Balanceakt. Einerseits ist es gut, wenn man sich von Träumen beflügeln lässt und Ziele hat, andererseits muss man sich der Tatsache stellen, dass sich vieles im Leben nicht kontrollieren lässt. Gerade Schicksalsschläge oder Krisen lassen sich meist selbst mit der grössten Anstrengung nicht abwenden, sondern höchstens durchstehen.
Wenn Langzeitsingles in einer Beratung Dinge wie ihr Verhalten und ihre Ansprüche durchleuchten, findet man nicht selten Punkte, die einem Beziehungsglück im Weg stehen könnten. Schlussendlich ist aber kein Mensch perfekt und Kritisches findet man auch bei Vergebenen. Die Liebe hat nun mal nicht die Logik einer mathematischen Gleichung.
Glück hat im Leben oft mit Loslassen zu tun. Bei den einen ist es die Märchenhochzeit, die nicht kommen will, andere müssen ein Leben in Krankheit und Entbehrung meistern und Erfüllung trotz dieser Belastungen finden. Oft kommt aber erst mit dem Loslassen der Blick für das Glück, das eigentlich in Griffnähe liegen würde.
Spüre das auf, was dich glücklich macht und das effektiv in deiner Macht liegt. Inputs eines Profis können dabei helfen. Aber bitte lass nicht andere darüber entscheiden, ob du eine tolle Frau bist oder nicht.