Meine Frau (34) und ich (36) haben zwei Kinder. Eigentlich waren wir uns einig, dass wir kein Kind mehr möchten. Aber jetzt ist meine Frau wieder schwanger. Sie sagte, es sei ein Unfall. Ich habe aber gesehen, dass das Pillenpack seit Monaten immer voll war und dass sie einen Eisprungrechner runtergeladen hatte. Sie hat sich auch viel mehr um Sex bemüht als sonst. Soll ich einfach darauf bauen, dass ich das Kind sicher gernhaben werde, oder soll ich meine Frau darauf ansprechen? Urs
Lieber Urs
Für dieses leider gar nicht so seltene Problem gibt es definitiv kein Patentrezept. Manche Männer in deiner Position können die Zweifel begraben und das Geschenk der Präsenz des kleinen Menschen geniessen. Andere werden ein Leben lang von Zweifeln zerfressen, und ihre Gefühle wenden sich gegen das Kind oder die Mutter.
Die Schwangerschaft ist Realität. Noch nicht Realität ist eure Zukunft. Du wirst für dich klären müssen, ob du überzeugt bist, dass das Vertrauen zwischen dir und deiner Frau stimmt, und ob ihr die Fähigkeit habt, auch Heikles zu klären. Denn wie du dich auf dem Weg zu dieser Schwangerschaft verhalten hast, wirft nämlich leider auch Fragen auf.
Du hast während Monaten nicht auf die vollen Pillenpackungen reagiert, nicht auf die Veränderung des Sexlebens, nicht auf den Eisprungrechner. Damit soll ganz gewiss nicht dir die Schuld zugeschoben und deine Frau entlastet werden. Aber offenbar ist es dir leichter gefallen wegzusehen als dich Unangenehmem zu stellen und die Verantwortung zu übernehmen, die dir in Bezug auf die Verhütung bleibt. Auch oder gerade weil du diesbezüglich am kürzeren Hebel bist.
Wenn du mit deiner Frau redest, sollte keine Schuldfrage im Zentrum stehen – sondern wie ihr damit umgeht, dass du von dieser Schwangerschaft überrascht wurdest und jetzt verunsichert bist, auf was du zählen kannst und auf was nicht.