Meine Freundin (28) und ich (31) sind seit etwas mehr als einem halben Jahr zusammen. Ich bin jemand, der sehr viel Zuneigung, Nettigkeit und Sex braucht – für sie sind diese Dinge eher schwierig. Sie braucht dagegen sehr viel Freiheiten. Wir streiten oft und fast jedes Mal, wenn wir uns sehen, entsteht eine komische Stimmung. Sie sagt, ich verlange zu viel von ihr. Ich habe das Gefühl, uns verbindet zu wenig für eine Zukunft. Mich belastet das alles sehr, und ich sehe als Lösung nur die Trennung. Aber davor habe ich Angst. Hast du einen Tipp für mich? Reto
Lieber Reto
Du hast einige Dinge aufgezählt, die in eurer Beziehung nicht funktionieren, und einige Gründe genannt, warum du dich von deiner Freundin trennen möchtest. Als Grund, warum du bleibst, nennst du allerdings nur deine Angst vor der Trennung. Die meisten Leute neigen dazu, sehr auf das Negative zu achten, wenn es ihnen schlecht geht und sie endlich ihr Herz ausschütten können. Trotzdem solltest du dieses Ungleichgewicht nicht ignorieren.
Die Sehnsucht, so eine Situation mit Tipps oder ein paar praktischen Kniffen einzurenken, ist verständlich. Aber wenn ihr tatsächlich fundamental andere Vorstellungen davon habt, wie eure Beziehung aussehen soll, dann wird ein Zusammenleben schnell sehr anstrengend. Unterschiedliche Vorstellungen in Bezug auf Nähe sind oft besonders belastend, weil jeder Kompromiss entweder eine Zurückweisung bedeutet oder das Gefühl auslöst, eingesperrt zu sein.
Aber versteh diese Zeilen nicht einfach als Beleg dafür, dass eine Trennung die richtige Lösung ist. Denn die Verantwortung über das Ende einer Beziehung auszulagern, ist nie eine gute Idee. Aber genau das machst du, wenn du jemand anders abschliessend urteilen lässt. Nimm ernst, was dein Bauchgefühl sagt, und lass dir Zeit, die Sache zu überdenken.
Die Angst vor einer Trennung allein kann keine Basis für eine Beziehung sein.