Das Sexleben von mir (35) und meiner Frau (39) ist eingeschlafen. Ich habe alles probiert, nichts hat etwas gebracht. Meine Sexualität ist mir wichtig, und ich überlege mir, ob ich zu einer Prostituierten gehen soll. Offen gesagt wollte ich das schon immer. Sex hilft mir, Druck bei der Arbeit zu bewältigen, und ich konnte mich vor meiner Ehe kaum sexuell ausleben. Ich würde das als etwas «für mich» und nicht «gegen meine Frau» betrachten. Dort könnte ich meine Triebe und Wünsche ausleben. Wir hatten uns einmal darüber unterhalten, wie wir mit einem Betrug umgehen würden. Und da meinte sie, sie würde es lieber gar nicht wissen. Was muss ich noch beachten? Remo
Lieber Remo
Dein E-Mail liest sich wie eine lange, sorgfältig herausgearbeitete Begründung, warum es eine wunderbare, ja sogar die einzig richtige Lösung wäre, ins Puff zu gehen. Aber wenn es so klar ist: Warum gehst du dann nicht hin?
Diese Frage ist nicht als Aufforderung zu verstehen, es endlich zu tun. Aber du musst selber für dich herausarbeiten, was dich zurückhält, und diese Dinge dann ernst nehmen. Offenbar sagt dir dein Bauchgefühl ja, dass diese Lösung nicht ganz so praktisch ist, wie sie sich in der Theorie präsentiert.
Es bringt nichts, wenn ich hier eine flammende Rede gegen den Gang zur Prostituierten niederschreibe. Dann kannst du zwar deinen Verzicht jemand anderem in die Schuhe schieben. Glücklicher wirst du mit der Situation aber kaum.
Nimm nochmals deine eigenen Argumente unter die Lupe und frage dich, was wirklich zutrifft und was einfach gut klingt. Die Tatsache, dass deine Frau von einem Betrug nichts wissen möchte, ist beispielsweise noch lange kein Freibrief fremdzugehen. Das sind sehr verschiedene Dinge. Fühle dir also selber auf den Zahn, statt Kritik extern zu suchen. So kannst du nachher auch zu deinem Entscheid stehen.