Meine Freundin (29) und ich (31) wollen bald heiraten, aber es gibt etwas, das unsere Beziehung überschattet: Ich habe immer grosse Verlustängste und das Gefühl, dass sie mich nicht liebt. Ich wurde früher viel verarscht und angelogen. Eigentlich weiss ich, dass meine Freundin mich liebt, aber es gibt immer wieder Momente, wo dieses Wissen komplett verschwindet. Ich sage ihr das dann immer, aber mittlerweile nervt es sie, und ich habe den Eindruck, dass sie sich mehr und mehr zurückzieht. Was soll ich nun tun? Fabian
Lieber Fabian
Zu einer schönen, starken Beziehung gehört, dass man sich gegenseitig immer wieder zeigt, dass man füreinander da ist. Wenn bei jemandem der Durst nach Bestätigung aber unstillbar wird, dann wird das zu einem Problem. Das Gegenüber kommt dann nämlich mit Liefern und Versichern kaum mehr nach. Das laugt aus und kann ab einem gewissen Punkt bei aller Liebe zu einem Abwehrreflex führen.
Offenbar hast du bereits durchschaut, dass deine Verlustängste weniger mit der aktuellen Beziehung zu tun haben als mit negativen Erfahrungen, die du früher gemacht hast. Es ist aber nicht die Aufgabe deiner Verlobten, Fehler von anderen auszubügeln oder endlos Löcher zu stopfen, die sich in deinem System befinden. Diese Dinge musst du selbst anpacken.
Finde Wege, um dich selbst zu beruhigen, wenn deine Angst hochkommt. Sich zu bewegen und bewusst zu atmen, löst die erste Beklemmung. Wenn du mehr Zeit hast, kannst du Sport treiben, dich kreativ betätigen oder einfach Musik hören. So kannst du die erste Aufregung allein abfangen, statt sofort deine Verlobte einzuspannen.
Sei dir bewusst, dass das Aufarbeiten von alten Wunden Zeit und manchmal sogar die Hilfe eines Profis braucht. Je besser du deine Ängste verstehst, desto ruhiger kannst du ihnen begegnen und sie Stück für Stück abbauen.