Meine Frau (40) und ich (50) sind seit gut zehn Jahren zusammen und haben zwei Kinder. Ich habe einen anstrengenden Job, helfe aber viel im Haushalt. Wenn ich länger keinen Sex bekomme, dann sinkt meine Laune. Wenn das meine Frau merkt und ich sage, warum, gibt es erst recht keinen Sex. Sie hat ständig Ausreden. Im Kuscheln sind wir Weltmeister, aber danach läuft nichts mehr. Ich erfülle das Bedürfnis nach Zärtlichkeit meiner Frau, aber mein Bedürfnis nach Sex stillt sie nicht. Franco
Lieber Franco
Die Idee, dass du als Ehepartner ein Anrecht auf Sex mit deiner Frau hast, ist äusserst heikel. Sex sollte weder eine Pflicht sein noch eine Währung in einem Tauschgeschäft. Er sollte ein Genuss sein und ein Geschenk und keine Schuld.
Niemand bestreitet, dass sich die Beiträge in einer Beziehung ungefähr die Waage halten sollen. Das heisst aber nicht, dass man diese Beiträge einfach wie Zeilen in einer Buchhaltung miteinander verrechnen kann. Wenn du deiner Frau nur im Haushalt hilfst und nur mit ihr kuschelst, um dann Sex zu haben, dann hinterlässt das einen schalen Beigeschmack.
Das heisst nicht, dass du die Situation einfach hinnehmen musst, wie sie ist. Aber löse dich von der Idee, dass du einen Anspruch auf das Geschenk der Sexualität hast. So verheddert ihr euch nur weiter in einem Ziehen und Zerren. Und als Person, die mehr Sex will, wirst du es immer schwerer haben, weil du nichts erzwingen kannst. Und je mehr du an diesem Knoten zerrst, desto fester wird er sitzen.
Um eine auseinandergelebte Sexualität wieder aufblühen zu lassen, müssen beide Partner mitarbeiten. Nicht aus Zwang, sondern weil sie es erstrebenswert finden. Bitte deine Frau also nicht um Sex, sondern darum, dass ihr euch gemeinsam um dieses Thema kümmert.