Mein Mann (45) und ich (39) haben in letzter Zeit vermehrt Streit. Es geht immer um den Haushalt und die Kinder. Ich versuche dann, das Problem auf verschiedene Arten zu klären. So, wie wir es in der Paartherapie gelernt haben. Mein Mann blockiert aber sofort und behauptet, ich gäbe ihm die Schuld an allem und es läge an mir, weil ich nur an mich denke und egoistisch sei. Wer schuld ist, ist mir aber egal. Ich versuche einfach, Lösungen zu finden. Ich weiss nicht, wie wir so weiter diskutieren sollen. Tamara
Liebe Tamara
Wenn die Fronten verhärtet sind und eine Paartherapie nicht gefruchtet hat, dann ist es definitiv nicht mehr realistisch, wenn man mit «ein paar guten Tipps» einen Beziehungsalltag herumreissen möchte. Denn selbst der beste Kniff oder Trick entbindet einen nicht davon, dass man als Paar zusammenarbeiten muss und dass es den Einsatz von beiden braucht, damit eine Partnerschaft liebevoll und lebendig bleibt.
Beide Partner müssen immer wieder offen und kritisch die eigenen Rollen und Handlungen hinterfragen, um nicht in einem Opfer-Täter-Denken kleben zu bleiben. Genau das scheint bei euch aber der Fall zu sein: Beide sehen die Verantwortlichkeit beim jeweils anderen und die Lösung darin, dass sich der andere ändern sollte. Das ist wiederum keine gute Ausgangslage, um wirklich etwas zu bewegen.
Es ist verständlich, dass du darauf drängst, Lösungen zu finden. Nur leider erreichst du deinen Mann offenbar auf diesem Weg nicht mehr. Nimm nochmals alle Kraft zusammen und gibt deinem Mann Raum, zu erzählen, warum er sich derart in die Defensive gedrängt fühlt.
Lösungen kann man nur finden, wenn man die Standpunkte und Gefühlswelten aller Beteiligten nachvollziehen kann. Es braucht also vielleicht jetzt keine Lösungen, sondern erst mal Verständnis. Und zwar von beiden.