Mein Mann (28) hat mich (29) vor ein paar Tagen nach zehn Jahren Ehe betrogen. Das Schlimmste war für mich, wie unerwartet es kam. Wir hatten vor einem Jahr zwar eine Beziehungskrise, weil er damals schon fast eine Affäre hatte. Wir haben uns dann aber zusammengerauft. Als das Tief überwunden war, fühlte ich mich ihm so nah wie noch nie. Wichtig ist vielleicht noch zu wissen, dass wir für den anderen jeweils der erste Sexpartner waren. Mein Mann findet, wir sollten unsere Beziehung nicht wegwerfen. Ich möchte das eigentlich auch nicht, aber ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie es weitergehen soll. Fleur
Liebe Fleur
Es ist verständlich, dass du dieses Erlebnis so schnell wie möglich abhaken und die verlorene Sicherheit zurückhaben möchtest. So kurz nach einem solchen Tiefschlag Klarheit zu haben, wäre aber zu viel verlangt. Wenn es im Leben drunter und drüber geht, ist die Sehnsucht nach Stabilität zwar gross, man muss sich aber meist erst auf das Jetzt konzentrieren.
Ein Betrug reisst eine tiefe Wunde in eine Beziehung. Eine solche Verletzung lässt sich nicht von heute auf morgen wegzaubern. Sie braucht, wie bei einer körperlichen Blessur, eine Art Nothilfe, dann eine Behandlung und dann schlicht und einfach auch Zeit, um zu heilen.
Offenbar konntet ihr im Moment des Geständnisses einigermassen Ruhe bewahren, und ihr seid euch einig, dass es mit euch weitergehen soll. Das ist schon einmal ein wichtiger Schritt, auch wenn damit noch nicht alles ausgestanden ist.
Ihr müsst in nächster Zeit die richtige Balance finden, um einerseits über das Ereignis und darüber, was es ausgelöst hat, zu sprechen, es aber andererseits auch nicht allen Raum einnehmen lassen. Wenn ihr merkt, dass euch diese Gespräche überfordern oder der eine reden will und der andere gar nicht, kann sich eine professionelle Beratung lohnen.