Mein Mann (42) und ich (42) sind seit fast zehn Jahren ein Paar. Leider hat er immer wieder depressive Phasen. Ich habe mich während unserer Beziehung stark engagiert, mich informiert, stets zu ihm gehalten. Vor ein paar Wochen ist er nun wieder in eine Krise geschlittert, und ich kann nicht mehr verdrängen, dass ich die Belastung dieses Mal fast nicht mehr aushalte. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass ich auf ein Leben zurückschaue, das während grosser Strecken nicht wirklich mir gehört hat. Eine Scheidung kommt nicht in Frage. Martina
Liebe Martina
Die Behandler sind zwar zum Glück sensibler für die Sorgen und Belastungen des Umfelds ihrer Patienten, trotzdem fallen Angehörige leider oft durch das Betreuungsraster. Nicht selten fehlt den Betroffenen zudem der Mut oder das Bewusstsein, dass sie mit den eigenen Ressourcen behutsam umgehen müssen.
Prüfe nochmals alle Möglichkeiten, wie du dich unterstützen lassen kannst, damit du aus deiner eigenen Krise findest. Vereine wie das Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie vermitteln Informationen und Anlaufstellen. Aber selbst eine optimale Begleitung kann nicht verhindern, dass Belastungen zu gross werden.
Habe den Mut, auch dein Glück wieder zu einer Priorität zu machen. Du tust deinem Mann keinen Gefallen, wenn du dich aufopferst, bis du selbst nicht mehr kannst.
Dass du zu deinem Mann halten willst und eine Scheidung kategorisch ausschliesst, ehrt dich. Manchmal braucht es aber genau die Diskussion über diese Option – in einem geschützten Rahmen. Nicht, weil eine Trennung der einzige Weg wäre, sondern damit du dich nicht unverrückbar in deinem Schicksal gefangen fühlst. Du sollst bei ihm bleiben, weil du es wirklich willst und eine neue Balance gefunden hast. Dein Leben muss lebenswert sein, gerade, weil du viel für andere leistest.