Ich (44) habe mich heftig in eine junge Frau verliebt (24). Sie hat sexuell schon wahnsinnig viel erlebt, war immer in offenen Beziehungen, ging auf Gangbang-Partys und dreimal pro Woche in den Swingerclub. Und sie hat einen kleinen Sohn. Das alles macht mir keine Sorgen. Jeder hat eine Vergangenheit. Menschen ändern sich. Ich frage mich aber, ob sie eine Borderline-Störung hat. Sie hat nämlich ganz zerschnittene Arme. Was muss ich bei einer allfälligen Persönlichkeitsstörung beachten? Übersehe ich etwas, oder habe ich die rosa Brille auf? Harald
Lieber Harald
Dass du offen auf jemanden zugehen kannst, der einen eher unkonventionellen Lebenslauf hat, ist eine grosse Qualität. Trotzdem scheint der Einwand mit der rosa Brille berechtigt. Besonders knifflig ist, dass du offenbar darauf setzt, dass sich diese Frau ändert und die Art, wie sie Sexualität und Beziehung lebt, umkrempelt. Aber will sie das überhaupt? Oder willst du eine offene Beziehung führen?
Dass ein mögliches Borderline-Syndrom deine einzige Sorge ist, wirkt schon fast als Ablenkung, damit du dich den anderen Beziehungsaspekten nicht stellen musst. Dein Bauchgefühl versucht gerade, dich auf mögliche Schwierigkeiten in dieser Verbindung hinzuweisen. Du willst aber vor lauter Verliebtheit nicht richtig hinhören. Mach dir klar, ob du die Situation realistisch einschätzst. Die Vergangenheit einer Person entscheidet nicht nahtlos über ihre Zukunft und schon gar nicht über ihre Ziele. Sie ist aber auch nicht egal.
Sprich die Frau auf ihre Verletzungen an. Lass dir erzählen, warum sie auf diese Weise mit ihrem seelischen Schmerz umgegangen ist und ob sie bei der Bewältigung ihrer Probleme auch schon Hilfe hatte.