Seit dem zweiten Kind, also seit fünf Jahren, haben ich (48) und meine Frau (41) keinen Sex mehr. Ich erinnere mich gerne an unsere Kennenlernphase, als noch Feuer in der Beziehung war. Aber man sagt ja, dass die Liebe am Anfang am schönsten ist und dann geht es nur noch bergab. Wie bekommen wir unsere Liebe zurück? Robert
Lieber Robert
Eine Langzeitbeziehung als permanenten Sinkflug zu erleben, ist nicht nur grässlich frustrierend, sondern als pauschale Erwartung auch falsch. Viele Menschen neigen nämlich dazu, die Phase der Verliebtheit zu glorifizieren. Dabei vergessen sie, wie nervenaufreibend die Kennenlernphase ist und dass einen damals vielleicht Unsicherheiten und Ängste fast in den Wahnsinn getrieben haben.
Alles, was lebt, verändert sich. Das gilt für Menschen genauso wie für die Beziehungen, die sie führen. Die Liebe zeigt in diesem Wachstum immer wieder verschiedene Gesichter. Manche davon mag man, andere nicht.
Es ist schmerzlich, dass du auf einen Beziehungsaspekt verzichten musst, der dir wichtig ist. Fehlenden Sex mit fehlender Liebe gleichzusetzen, greift zu kurz. Denn es gibt doch bestimmt noch mehr als Körperlichkeit, aus dem die Zuneigung zwischen dir und deiner Frau besteht.
Für deine Frau ist Sex etwas Verzichtbares, für das die Energie im Familienalltag offenbar nicht reicht. Für dich ist Sex ein Kernpfeiler eurer Liebe. Jetzt müsst ihr in eine Position kommen, in der ihr versteht, warum der andere in seiner Haltung steckt. Die Sehnsucht nach der Beziehung, die ihr früher hattet, wird euch nicht weiterbringen. Das heisst nicht, dass du einfach schweigend verzichten sollst. Jetzt braucht es Gespräche darüber, was ihr braucht, um nicht nur Eltern zu sein, sondern euch auch als Mann und Frau zu erleben.