Mein Mann (40) und ich (37) sind seit über zwanzig Jahren ein Paar. Wir hatten vor unserer Beziehung nicht viel Gelegenheit, sexuelle Erfahrungen zu machen. Mein Mann hat nun den Wunsch geäussert, sich auszuleben, zum Beispiel durch Tantra-Massagen oder mit anderen Frauen. Für mich kommt das nicht in Frage! Wir sind schliesslich verheiratet, und da sollte so etwas tabu sein. Mein Mann kann mir nicht garantieren, dass er nicht fremdgeht. Er spricht sogar von einer Trennung. Eine Auszeit will er nicht. Aber ich kann mich doch deshalb nicht scheiden lassen. Melanie
Liebe Melanie
Eine Struktur, die Belastungen überstehen will, muss sich zu einem gewissen Grad anpassen können. Das gilt genauso für den Baum, der sich im Sturmwind biegen können muss, wie für eine Beziehung.
Dein Wunsch, dass eure Ehe eine Versicherung für eine monogame Sexualität ist, ist verständlich. Es ist aber auch nachvollziehbar, dass dein Mann Mühe damit hat, dass das Thema Sexualität für ihn abgeschlossen sein soll. Wenn du dich auf den Standpunkt stellst «Wir sind verheiratet – Ende der Diskussion», dann provozierst du mit dieser extremen Haltung nun mal auch eine extreme Reaktion.
Weil du nicht wolltest, dass sich euer Leben ändert, hast du offenbar alle Vorschläge deines Mannes zurückgewiesen. Dadurch hast du aber auch gepokert: Mittlerweile steht der Einsatz bei euch auf «alles oder nichts». Nun musst du dich fragen, ob das tatsächlich das ist, was du willst, oder ob du mit deinem Mann nicht vielleicht doch einen Weg findest, der nicht ganz so extrem ist. Dabei geht es nicht darum, dass du dich erpressen lässt. Aber wenn du dich weiter argumentativ daran klammerst, dass ihr verheiratet seid, trifft dein Mann die Entscheidung über eure Zukunft vielleicht allein.