Mein Freund (32) und ich (30) sind seit einem Jahr zusammen. Weil ich früher schon negative Erfahrungen machte, habe ich mich hinreissen lassen, in sein Handy zu gucken. Ich habe gesehen, dass er mit zwei Frauen sexy SMS und Bilder ausgetauscht hat. Ich habe gestanden, dass ich geschnüffelt habe und mit ihm geredet. Er hat mir verziehen und sagt, er habe mich nie betrogen. Seit dem Fund kreisen leider die wildesten Fantasien in meinem Kopf. Ich bin mir fast sicher, dass sie schlimmer sind als das, was wirklich passiert. Aber eben nur fast. Alexa
Liebe Alexa
Deine Fantasien und Ängste kannst du tatsächlich nicht kontrollieren. Was ihr aber dringend anschauen solltet, ist euer jeweiliges Verständnis von Treue. So viel Schönes und Praktisches die virtuelle Welt bietet, Beziehungen bringt sie oft neue Belastungsproben, was Exklusivität angeht. Auch ihr braucht klarere Spielregeln, was virtuell erlaubt ist und was nicht. Das Muster ist oft das gleiche: Ein Partner nimmt sich virtuelle Freiheiten heraus und beruft sich dann darauf, dass ja «nichts» passiert sei. Der andere ist verletzt und ratlos, weil emotional sehr wohl ein Grenzübertritt stattgefunden hat.
Nehmt das Ereignis als Anlass zu einer Klärung. Erzählt euch, warum ihr findet, dass gewisse Dinge drinliegen oder eben nicht, und vermeidet möglichst ein Opfer-Täter-Denken. Weih deinen Freund in deine negativen Erfahrungen ein, falls du das noch nicht getan hast.
Akzeptiere, wenn dich Sorgen oder Betrugsvisionen überfallen, aber distanziere dich danach klar von ihnen. Schaffst du das nicht, musst du klären, ob es wirklich an der aktuellen Beziehung liegt oder ob du Hilfe bei der Verarbeitung der alten Betrugsgeschichten brauchst. Zum Einhalten der vereinbarten Grenzen gehört, dass du die Finger vom Handy deines Partners lässt. Das wird schwierig sein, weil du ja effektiv etwas gefunden hast. Aber ohne beidseitiges Vertrauen geht es nicht.