Mein Mann (46) und ich (41) hatten beide eine sehr schöne Beziehung, bis wir zum zweiten Mal Eltern wurden. Mein Mann war seitdem oft deprimiert und sehr reizbar. Zudem war er bis vor einer Woche arbeitslos. Aber er ist immer noch gleich schlecht drauf. Er sieht nicht, wie viel ich leiste. Ich arbeite 100 Prozent und habe noch den Haushalt und die Kinder. Er versteht nicht, warum ich deshalb abends zu müde bin für Sex. Jetzt will er nicht mehr neben mir schlafen und sagt, ich sei eine schlechte Ehefrau. Sibel
Liebe Sibel
Ihr habt eine schwere Zeit hinter euch, und auch wenn dein Mann nun wieder eine Stelle gefunden hat, so dauern viele Belastungen noch an. Das Leben mit kleinen Kindern fordert euch nach wie vor, und aufgebrochene Konflikte sind noch immer ungelöst. Ganz abgesehen davon, dass die ersten Wochen in einem neuen Job meist sehr stressig sind.
Ihr seid beide am Limit und hofft auf Unterstützung. Du wünschst dir Ruhe und Anerkennung für deine Arbeit, dein Mann möchte dir durch Sex nah sein und so entspannen. Weil sich eure Taktiken zum Stressabbau widersprechen, fühlt ihr euch vom anderen verraten. Beide reagieren mit Rückzug und Aggression. Ihr entfernt euch noch weiter voneinander, und der Konflikt wird grösser, obwohl es euch im Grunde genommen gleich geht.
Verbündet euch gegen den Stress, statt gegeneinander zu kämpfen. Stellt euch der Tatsache, dass ihr mit der gleichen Situation anders umgehen wollt. Erkläre deinem Mann, dass Sexualität für dich nicht möglich ist, wenn ihr vorher keine Zeit zum Austausch hattet. Du wiederum musst anerkennen, dass Sexualität eine wichtige Quelle für Nähe für ihn ist. Das heisst nicht, dass du einfach hinhalten sollst, damit er sich an dir abreagieren kann. Aber ihr müsst klären, wie eure Bedürfnisse in Einklang kommen können.