Fux über Sex
«Er ist weniger gebildet als ich»

Publiziert: 23.01.2021 um 11:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2023 um 16:22 Uhr
Caroline Fux, Psychologin und Sexologin.
Foto: Aissa Tripodi
Caroline Fux

Mein Freund (34) und mich trennt eine ziemlich grosse Bildungslücke. Er hat eine einfache Ausbildung, ich schreibe gerade an meiner Doktorarbeit. Mir ist total bewusst, dass Bildung nicht gleich Intelligenz ist, aber man merkt im Alltag schon, dass er nicht so ein reflektierter Mensch ist. Seine Interessen umfassen nicht gerade Literatur, Museen und Schach. Ich liebe ihn, aber ich bin echt nicht sicher, ob er der Mann fürs Leben ist. Manchmal erwische ich mich beim Gedanken, dass ich trotz intensiver Gefühle wohl auf etwas Besseres warte. Diese Ambivalenz belastet mich sehr, weil ich ihn wirklich liebe. B. (31, w)

Liebe B.

Wenn ein Gegenüber gewisse Erwartungen nicht erfüllt und deshalb der Glaube an langfristiges Beziehungsglück wankt, dann lohnt es sich, zu prüfen, woher diese Erwartungen kommen. Machen dir wirklich eigene Überzeugungen zu schaffen oder wirken eher generelle Normen oder sogar Druck aus dem Umfeld?

Frag dich, wie sich der Bildungsunterschied im Alltag ganz konkret auswirkt. Ist dieses Leben voller Kunst und Schach tatsächlich etwas, das du willst und aktuell vermisst, oder ist eure effektiv gelebte Beziehung vielleicht doch nicht so weit von dem entfernt, was dich glücklich macht?

Es geht dabei nicht darum, alle Vorbehalte über Bord zu werfen und sich eine Situation schönzureden. Denn die Lebens- und Beziehungsplanung allein auf dem Liebesgefühl aufzubauen, ist keine gute Idee. Aber es ist wichtig, zu prüfen, ob unerfüllte Erwartungen wirklich konkret Probleme und Verzicht auslösen oder ob sie eher diffuse Ängste triggern.

Frag dich, was dein Plan für die nächsten Jahre ist. Gleiche deine Vorstellung dann mit der deines Freundes ab. Sind die Visionen sehr unterschiedlich, sollte euch das hellhörig machen. Sind sie ähnlich, aber es fühlt sich nicht gut an für dich, dann auch.

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Weiss, was die Menschen bewegt: Caroline Fux.
Aissa Tripodi

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