Mein Mann (55) ist sehr passiv – ausser wenn es darum geht, in sozialen Netzwerken mit anderen Frauen zu flirten. Ich (41) bin die treibende Kraft im Haushalt, habe einen tollen Job mit gutem Lohn, während es bei ihm mässig läuft. Beim Sex ist er langweilig und passiv, auf Ideen und Wünsche geht er nicht ein. Er ist oft schlecht drauf und depressiv, hat aber auch seine Psychologin um den Finger gewickelt. Sich gemeinsam um unsere Beziehung zu kümmern, lehnt er ab. Eigentlich liebe ich ihn. Aber vor kurzem habe ich ihm gesagt, er solle doch gehen, wenn es ihm hier nicht passe. Natürlich ist er nicht gegangen. Was macht man mit so einem Mann? Ich hätte gerne eine neutrale Meinung. Claudia
Liebe Claudia
Es ist immer wieder eine Herausforderung, auf eine absolut einseitige Situation eine sogenannt neutrale Einschätzung zu liefern. Verkürzt und zugespitzt beschreibst du deinen Mann nämlich als faul, schlecht im Bett, halbwegs untreu, manipulativ, launisch und passiv.
In deinem E-Mail erwähnst du verschiedene Dinge, die du getan hast, um etwas zu bewegen. Nichts hat etwas gebracht. Was in deinem Verhalten allerdings fehlt, sind Konsequenzen und Konsequenz. Was nützt es dir, wenn du deinem Mann sagst, er solle ausziehen – und dann passiert doch nichts?
Das ist kein Plädoyer dafür, deinen Mann jetzt sofort auf die Strasse zu stellen. Aber wenn er durch Passivität jede Veränderung blockiert, dann kommt irgendwann der Punkt, an dem du dich abgrenzen musst.
Wann dieser Punkt erreicht ist und was du bereit bist durchzuziehen, musst du für dich festlegen. Es nützt dir nichts, wenn ich oder jemand anderes dir sagt: «Das ist ja ganz schlimm, trenn dich!» Die Entscheidung, wann genug ist, muss von dir kommen. Aber tappe nicht in die Falle, die Passivität deines Mannes als Ausrede zu verwenden, um einfach in Frustration zu versauern.