Mein Mann (37) und ich (34) sind seit neun Jahren zusammen und haben zwei Kinder. Nachdem ich eine postnatale Depression durchlebt habe, fühle ich mich kaum mehr mit meinem Mann verbunden. Ich finde, er hat mich damals sehr wenig gestützt. Immer wieder suche ich das Gespräch und versuche, ihm meine Gefühle zu erklären. Er sagt dann jeweils, dass er sich bemühe, aber es ändert sich nichts. Er kommt mir nur noch entgegen, wenn er Lust auf Sex hat. Ansonsten lässt er mich links liegen. Wenn ich ihn dann darauf anspreche, sagt er, dass er noch genauso glücklich ist. Barbara
Liebe Barbara
Männer und Frauen haben oft überraschend unterschiedliche Vorstellungen, wie Beziehungspflege aussieht und was es genau heisst, den anderen zu unterstützen. Gerade, wenn ein Paar eine klassische Rollenverteilung lebt, erkennt man oft, dass der Mann seine Beiträge und seine Unterstützung darin sieht, dass er sich mit Kraft und Hingabe um die Versorgung der Familie kümmert.
Du scheinst dich vor allem nach emotionalem Beistand zu sehnen. Solltet ihr tatsächlich verschiedene Vorstellungen davon haben, was als Beistand zählt, ist das für euch beide verheerend: Ihr setzt euch nach bestem Wissen ein – weil der andere aber etwas anderes erwartet, fühlen sich beide missverstanden und nicht geschätzt.
Bei der Sexualität tritt oft ein ähnliches Missverständnis zutage: Fast immer sehnen sich beide nach Zärtlichkeit und Intimität. Für den Mann geschieht das nicht selten durch Sexualität, die Frau empfindet eine zu direkte Erotik aber als Übergriff.
Krisen wie deine Depression oder auch nur die Belastungen des Alltags wirken dann wie eine Art Vergrösserungsglas auf solche Missverständnisse. Klären könnt ihr sie nur, wenn ihr eure Erwartungen und Beiträge thematisiert. Redet ihr auch da aneinander vorbei, kann eine Fachperson Übersetzungshilfe leisten.