Seit zwei Jahren fühle ich (22) mich ziemlich allein. Ich habe kaum Freunde. Denn wegen meiner Arbeit habe ich zu wenig Zeit, Beziehungen zu pflegen. Zu den meisten Freunden von früher habe ich den Kontakt verloren, weil sich unsere Interessen in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. In letzter Zeit wünsche ich mir immer mehr eine Freundin. Ich denke auch wieder vermehrt an meine Ex. Unsere Trennung war damals ziemlich heftig. Anfangs fand ich es richtig, dass wir uns getrennt haben, aber jetzt vermisse ich sie immer mehr. Ausserdem nagt es an meinem Selbstwertgefühl, dass sie einen Neuen hat. Ricardo
Lieber Ricardo
Du bist einsam und das tut weh. Sei aber vorsichtig, was für Schlüsse du aus dieser Einsamkeit ziehst. Denn so gross die Sehnsucht nach deiner Ex-Freundin auch ist – das hat vermutlich vor allem mit deiner aktuellen Lebenssituation zu tun und weniger damit, dass eure Trennung damals kein richtiger Entscheid war.
Es ist normal, eine Weile nach einer Trennung Zweifel zu bekommen. Unter dem Brennglas deiner Einsamkeit wirken diese Zweifel nun wohl grösser, als sie in der Realität sind. Dass ihr damals Schluss gemacht habt, hatte seinen Grund. Und so weh es auch tut: Deine Ex hat ihr Leben offenbar weiter gelebt und sich eine neue Beziehung aufgebaut. Das mag ein Tiefschlag sein – jetzt, wo du eh schon am Boden bist –, aber es ist ein weiteres Argument gegen eine mögliche Versöhnung.
Intensive Arbeitsphasen gehören zum Leben dazu. Du darfst aber die Warnsignale, dass dich die aktuelle Überlastung unglücklich macht, nicht ignorieren. Versuche, dir nach und nach wieder einen Freundeskreis aufzubauen. Liebe lässt sich nicht erzwingen. Umso wichtiger ist es, dass es in deinem Leben ein sonstiges soziales Netzwerk gibt. Denn wenn du auf Partnersuche gehst, um ein Loch aus Einsamkeit zu stopfen, werden sich Frauen nur zögerlich auf dich einlassen.