Ich (29) bin sehr streng erzogen worden, und Sex war bei uns immer ein Tabu. Als meine Mutter mich in meiner Jugend mal bei der Selbstbefriedigung erwischt hat, hat sie mich vor der ganzen Familie blossgestellt. Ich habe mich im Sexuellen immer geschämt. Das geht so weit, dass ich schnell weiterblättere, wenn ich in einer Zeitung eine aufreizende Frau sehe, weil ich Angst habe, dass jemand sieht, wie ich sie anschaue. Auch wenn ich mich gut mit Frauen unterhalten kann, hatte ich noch nie eine Freundin, weil ich schlicht nicht weiss, wie ich so ein Gespräch weiter in Richtung Sexualität bringen könnte. Lukas
Lieber Lukas
Es ist schade, dass dich deine Eltern beim Entdecken deiner Sexualität nicht so begleiten konnten, wie es dir gutgetan hätte. Das darf dich wütend und traurig machen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass du erkennst, dass heute du der Herr bist über deine Sexualität und dass du sie heute so gestalten kannst, wie du es wünschst.
Die Entfaltung der eigenen Sexualität ist für die meisten Menschen eine lebenslange Aufgabe. Bedürfnisse und Wünsche verändern sich immer wieder, neue Herausforderungen tauchen auf, alte verschwinden.
Es gibt heute viele Wege, sich sexuell zu bilden. Manche Menschen lesen Bücher, andere besuchen Kurse, wieder andere gehen in eine Sexualberatung. Das ist besonders dann hilfreich, wenn Probleme unüberwindbar gross scheinen und man sie schon sehr lange mit sich herumschleppt.
Vergiss nicht, dass du in Bezug auf Sexualität schon vieles erreicht hast: Dass du guten Kontakt zu Frauen knüpfen kannst, ist nicht selbstverständlich. Versuch doch einmal, der Frau die Führung zu überlassen. Vielleicht magst du als Experiment deine Unerfahrenheit sogar thematisieren. So hast du weniger Druck, und die Frau weiss, warum du in manchen Situation vielleicht zögerst.