Ich (29) hatte noch nie eine Beziehung. Ich sehne mich zwar nach Geborgenheit, aber ich ekle mich vor Sex. Berührungen von Männern mag ich generell nicht, allein beim Gedanken an einen Penis wird mir schlecht. Es ist o. k., wenn mich Frauen anfassen, aber an Sex mit Frauen mag ich auch nicht denken. Bin ich lesbisch? Wurde ich missbraucht? Klare Erinnerungen habe ich nicht, und vielleicht bilde ich mir alles nur ein. Ich schäme mich so, dass ich das Thema schon so lange ausblende. Sandra
Liebe Sandra
Es gibt keinen Grund, wofür du dich schämen müsstest. Über Sex zu reden, ist nach wie vor ein grosses Tabu. Geht es erst noch um einen negativen Aspekt, fällt es den meisten Leuten doppelt schwer, sich jemandem anzuvertrauen. Jetzt hast du den ersten Schritt gemacht, und darauf darfst du stolz sein.
Es wäre nicht seriös, allein anhand deiner Schilderungen zu urteilen, ob du einen Missbrauch erlebt hast oder nicht. Für den Moment ist aber fast entscheidender, dass du dich mit deiner Sexualität und deiner Beziehungssituation nicht wohl fühlst. Da lohnt es sich, hinzuschauen und etwas zu ändern, egal was in deiner Vergangenheit passiert ist.
Dass du lesbisch bist, glaube ich eher nicht. Frauen scheinen für dich, salopp gesagt, einfach das kleinere Übel in Bezug auf Körperlichkeit zu sein. Aber als Lesbe würdest du dich zu Frauen hingezogen fühlen und nicht nur ihre Berührungen besser tolerieren können.
Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass deine Reaktionen in Bezug auf Sex heftig sind. Unbekanntes kann zwar Unbehagen auslösen, aber dass es gleich Ekel ist, ist ungewöhnlich.
Ich möchte dir dringend raten, deine Situation und Geschichte mit einer Therapeutin anzuschauen. So kannst du in einem geschützten Rahmen auf Spurensuche gehen und ein Fundament schaffen, auf dem du hoffentlich eine schöne Sexualität aufbauen kannst.