Er hat mich nie geliebt – er wollte bloss den Fünfer und das Weggli!

Publiziert: 03.11.2005 um 20:57 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:28 Uhr
ELIANE SCHWEITZER
Ich (31) lebe seit zehn Jahren mit meinem Freund (30) zusammen, verliebte mich aber im Frühling in einen Mann (40), der wiederum seit 15 Jahren mit seiner Freundin (34) zusammen ist.

Wir arbeiten in derselben Strasse und lernten uns zufällig dort in einem Café kennen. Am nächsten Morgen war er wieder dort und von da an trafen wir uns regelmässig jeden Morgen zum Kaffee und manchmal auch zum Apéro.

Im Sommer beklagte sich mein Freund, ich sei kühl geworden, was ich bestritt. Drei Tage später ging ich zum ersten Mal mit dem andern Mann ins Bett. Worauf diese Bindung logischerweise noch enger wurde. Zuerst hatte ich eine schlechtes Gewissen, aber bald liess ich mich treiben.

Dann sah uns eine Bekannte seiner Freundin zusammen und erzählte es dieser. Er gestand der Freundin alles, auch dass er mich liebt. Die beiden schlafen übrigens seit zwei Jahren getrennt und haben seither auch keinen Sex mehr.

Trotzdem kam er nicht mehr ins Café. Das machte mir Angst, obwohl er mir immer wieder versicherte, er liebe mich, könne aber die Freundin nicht allein lassen. Er meldete sich auch immer seltener. Letzte Woche rief er an und sagte, er müsse sich von mir zurückziehen, seine Freundin drohe, ihn sonst zu verlassen. Er liess sich auch von meinen Tränen nicht umstimmen. Mein Psychologe sagt, er habe mich nie geliebt, sondern bloss den Fünfer und das Weggli gewollt. Siehst du das auch so? Kann ich mich so getäuscht haben?
Yvonne

Liebe Yvonne
Wenn der Geliebte dir sagte, er liebe dich, darfst du das auch glauben. Was den Fünfer und das Weggli betrifft, so halte ich diesen Vergleich für unangebracht.


Kommt dazu, dass man dasselbe auch von dir sagen könnte. Auch du hast dir die ganze Zeit über den festen Freund warm gehalten. Gut, du warst vielleicht bereit, ihn zu verlassen, wenn der Geliebte sich von der Freundin losgesagt hätte.

Er hängt aber mehr an ihr, als du glaubtest. So war er nicht erleichtert, als sie sich trennen wollte, obwohl er für dich frei geworden wäre. Nein, er liess dich fallen!

Er war bestimmt in dich verliebt, ist es vielleicht noch immer, aber die Bindung an die Freundin ist eindeutig stärker.

Er hat sich entschieden. Und was ist eigentlich mit dir und deiner eigenen festen Beziehung?

Du sagst, du liessest dich treiben. Damit muss aber Schluss sein. So erwähnst du den Mann, mit dem du seit immerhin zehn Jahren zusammen bist, nur beiläufig. Auch sein Nachfragen, als du dich von ihm abwandtest, berührte dich kaum. Soll er dich jetzt auch noch über die verlorene Liebe trösten?

Es ist höchste Zeit, dir über deine Gefühle für ihn Rechenschaft abzulegen. Und ihn freizugeben, wenn du ihn nicht mehr liebst.


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