Ich steh dann da, den Hörer in der Hand und will «nein» sagen, aber ich sage einmal mehr «ja». Das grösste Problem: Er ist in der kleinen Agentur, in der ich arbeite, einer unserer wichtigsten Kunden. Ich kann folglich unserem Chef nicht sagen, dass ich den nicht mehr bedienen mag. Die Stelle wechseln möchte ich auch nicht, denn es gefällt mir dort sehr gut.
Ich bin sonst kein schwacher Mensch, aber bei ihm bin ich verloren. Ich weiss selber, dass das nichts mit Liebe zu tun hat. Aber ich habe halt gelernt, es allen recht zu machen. In mir ist eine riesige Wut, ein brennender Klumpen im Magen, den ich nicht loswerde.
Sag bitte nicht, ich solle ihm nächstes Mal absagen oder ihm schreiben, es sei vorbei. Denn das habe ich bestimmt schon zehnmal gemacht. Aber es nützte nichts. Denn er hatte das jedes Mal schnell wieder vergessen und rief mich an. Worauf alles wieder von vorne begann.
Ich weiss selber, wie es richtig wäre, aber es «verhebet»nicht.
Patricia
Liebe Patricia
Wenn es «richtig» wäre, den Geliebten nicht mehr zu empfangen, hättest du es geschafft. Was du «selber» weisst, sind verinnerlichte Sexualverbote. Auch die Wut, der Klumpen im Bauch, sind Resultat einer rigiden Sexualmoral. Sie musst du loswerden, nicht den Mann, mit dem du so gern ins Bett gehst, dass du alle guten Vorsätze vergisst, sobald er sich meldet.
Du schreibst nichts über ihn, scheinst ihn als Mensch nicht wahrzunehmen, bist ganz mit dir selbst und deiner Abhängigkeit beschäftigt. Verachtest dich, weil dein Trieb stärker ist als der Wille, und überträgst die Verachtung auf den Mann.
Es ginge dir sehr viel besser, wenn du Willen und Trieb zusammenführen könntest. Es über dich brächtest, die Stunden mit dem Mann, der dich so sehr anzieht, auch zu geniessen. Dass er keine feste Beziehung will, darfst du nicht persönlich nehmen. Er hängt an dir. Er meldet sich ja immer wieder.
Da könntest du dich auch als starke Frau sehen, die sich eine heisse Affäre leistet. Weil du dir eine feste Beziehung wünschst, behältst du die Augen offen. Du bist frei zu tun, was dir Spass macht. Und es macht dir doch Spass mit diesem Mann?
E-Mail: eliane@ringier.ch
Per Post: Erotik, Redaktion Blick, Postfach 223, 8021 Zürich
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