BLICK: Welche Probleme haben die Schweizerinnen und Schweizer 2015 am meisten beschäftigt?
Caroline Fuchs: Fehlende Lust war ein grosses Thema in allen möglichen Facetten: Manche Männer und Frauen schreiben, weil sie selber keine Lust haben, andere verzweifeln daran, dass der Partner oder die Partnerin keinen Sex will. Oder viel zu viel. Es gibt ungerechterweise alle möglichen Kombinationen.
Womit haben sich die Leute sonst noch ans Sie gewendet?
Der Umgang mit sexuellen Fantasien ist ein Dauerthema. Viele Leute erkundigen sich, ob und wie sie einen Wunsch teilen sollen oder wie man einen Partner dazu bringt, etwas bestimmtes mitzumachen.
Und wie macht man es?
Die Formulierung «Wie bringe ich ihn oder sie dazu?» finde ich schon mal heikel. Das klingt immer danach, als ob man eine Person zu etwas zwingen würde, was sie klar ablehnt. Grundsätzlich tun Offenheit und Experimente der Sexualität gut, aber es gibt nun mal auch Vorlieben und Dinge, bei denen man nicht damit rechnen kann, dass der andere spontan begeistert ist.
Zum Beispiel?
Kürzlich hat ein Leser geschrieben, der von Ausscheidungen fasziniert ist. Da kann man nicht raten: «Nur mutig voran. Das findet sie in jedem Fall auch toll.» Bei wirklich ausgefallenen Vorlieben gleicht es dem Sechser im Lotto, wenn das Gegenüber auch genau auf das Gleiche steht. Je besser ein Paar kommunizieren kann, desto grösser sind die Chancen, dass man sich irgendwie findet.
Welche Fragen haben das grösste Echo ausgelöst?
Da sind die BLICK-Leserinnen und -Leser zuverlässig: Hohe Wellen schlagen jeweils Fragen zur Anatomie und körperlichen Vorgängen. Ein besonders grosser oder besonders kleiner Penis ist immer ein Aufreger, auch die weibliche Anatomie fasziniert. Sehr beliebt sind auch klassische Anleitungen: Wie gibt man einen guten Blowjob? Wie funktioniert Analsex?
Gibt es auch Fragen, die Sie überfordern?
Natürlich. Manche Fragesteller hoffen, dass ich in einem Mail einen Ehestreit klären kann, der seit Jahren tobt. Oder dass ich ihnen die Last einer grossen Entscheidung abnehmen kann. Wieder andere liefern schlicht zu wenige Informationen. Ein Mail, das nur aus den Sätzen «Ich habe keinen Orgasmus. Wie kann ich das ändern?» besteht, ist keine sehr reichhaltige Basis für eine Beratung.
Hadern Sie manchmal mit einem Rat, den Sie gegeben haben?
Hadern zum Glück nicht. Aber natürlich denke ich rückblickend ab und zu: Das hätte man noch besser schreiben können. Oder: Da hat jetzt dieses oder jenes gefehlt. Sex ist ein spannendes Thema und das Leben kompliziert. Es gäbe so viel zu erzählen!
Die Sexberatung hat dieses Jahr den 35. Geburtstag gefeiert. Steht nicht schon alles im Internet?
Ich frage mich tatsächlich ab und zu, warum jemand etwas nicht einfach gegoogelt hat. Aber schlussendlich wünschen sich die Leute nun mal eine persönliche Einschätzung, und es ist ein Privileg für mich, wenn ich die bieten kann.
Welchen Tipp würden Sie den BLICK-Leserinnen und -Lesern für das kommende Jahr für eine gelungene Sexualität geben?Der Sexualität Priorität zu geben. Immer vorausgesetzt, man möchte das auch. Guter Sex ist kein Zufall. Es ist wie mit einer Fremdsprache: Die muss man auch lernen und sie dann immer wieder üben und ausüben. Und je besser man wird, desto mehr Möglichkeiten tun sich einem auf. Wer im Bett neugierig und mutig, aber auch lustig sein kann, hat die besten Karten.
Ab morgen präsentiert Caroline Fux auf www.blick.ch sechs Kolumnen, die besonders viel Aufsehen erregt haben. Es geht unter anderem um Anal-Bleaching, kleine Penisse und darum, wie der perfekte Blowjob geht.
Ab morgen präsentiert Caroline Fux auf www.blick.ch sechs Kolumnen, die besonders viel Aufsehen erregt haben. Es geht unter anderem um Anal-Bleaching, kleine Penisse und darum, wie der perfekte Blowjob geht.