«Lernen Sie Saxophon spielen!»
So halten Sie Ihr Hirn im Alter fit

Neuropsychologe Lutz Jäncke (62) von der Universität Zürich hat Tipps, wie man sein Kopf auch im Alter in Schuss hält.
Publiziert: 01.06.2020 um 17:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2023 um 16:25 Uhr
Lutz Jäncke rät zum Saxophonspielen oder Sprachenlernen.
Foto: Philippe Rossier
Lutz Jäncke

Ganz klar, ab dem 65. Lebensjahr nimmt das Hirnvolumen im Durchschnitt um etwa 0,5 Prozent pro Jahr ab. Auch viele psychische Funktionen (Gedächtnis, Wahrnehmungsgeschwindigkeit etc.) verschlechtern sich im Alter. Man muss aber auch berücksichtigen, dass wir in der Lage sind, unser Gehirn aktiv zu halten und es zu trainieren, um dem geistigen Abbau entgegenzuwirken und ihn zu kompensieren.

Ich bin kein grosser Fan der häufig kommerziell angebotenen Brain-Jogging-Trainings. Sie können durchaus hilfreich sein, um anfangs wieder Zugang zum Lernen zu finden. Aber man muss bedenken, dass sich das Gehirn im Zuge der Evolution zu einem Problemlöseorgan entwickelt hat, mit dem wir Alltagsprobleme lösen müssen.

In anderen Worten: Unser Gehirn muss uns helfen, unser Überleben zu gewährleisten. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns mit realen Problemen des Alltags auseinandersetzen. Insofern empfehle ich nicht das Auswendiglernen von Zahlen, die keine Bedeutung haben, sondern das Erlernen von etwas, was für uns wichtig ist.

Warum nicht eine neue Sprache lernen, um sie in den Ferien anzuwenden? Oder endlich mal lernen, Saxophon zu spielen. Warum vertiefen wir uns nicht in Fragestellungen und Aufgaben, für die uns der Arbeits- und Familienalltag keine Zeit liess?

Wichtig ist auch das Benutzen eines gewissen Masses an Disziplin bis ins hohe Alter. Sich gehen lassen und lange Phasen der Langeweile sind zu vermeiden. Um Ziele und Aufgaben zu erreichen, wird Selbstdisziplin benötigt, die letztlich vom Frontalcortex kontrolliert wird. Wird die Selbstdisziplin aktiviert, dann werden Neuronennetzwerke im Frontalcortex aktiv. Der Gebrauch dieser Neuronennetzwerke führt auch dazu, dass diese erhalten bleiben, statt durch Nichtgebrauch langsam ihre Vernetzung zu verringern.

Auch körperlich aktiv zu bleiben, ist sehr wichtig. Dafür muss man seinen inneren Schweinehund überwinden. Das Gleiche gilt für geistige und soziale Tätigkeiten. Auch hierbei muss man sich gelegentlich überwinden, um sie zu nutzen.

Lutz Jäncke ist Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich.

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