Der chinesische Künstler Ai Weiwei kann sein geplantes Lego-Projekt in Australien trotz der verweigerten Lieferung von Bausteinen durch das dänische Unternehmen umsetzen. Nach einem Spendenaufruf im Internet komme eine ausreichende Menge von Steinen dafür zusammen, sagte der 57-jährige am Montag bei einem Pressegespräch in Berlin.
«Das Internet ist ein bisschen wie eine moderne Kirche», meinte er. «Sie gehen in die Kirche und klagen dem Priester ihr Leid, und alle in der Gemeinde können so Anteil nehmen und vielleicht ein Lösung finden.»
Der Künstler wollte für die Ausstellung «Andy Warhol/Ai Weiwei» Ende des Jahres in Melbourne die Porträts von 20 australischen Bürgerrechtlern in Lego nachbauen. Das Unternehmen hatte die Grossbestellung mit Hinweis auf den politischen Charakter des Projekts zurückgewiesen.
«Wir verzichten weltweit darauf, die Nutzung von Legosteinen für politische Projekte aktiv zu befördern oder zu unterstützen. Das Prinzip ist nicht neu», erklärte die Firma in einer Stellungnahme. Auf Instagram warf Ai dem Unternehmen «Zensur» und «Diskriminierung» vor. Beim Pressegespräch sagte er: «Ich war ziemlich platt, denn es handelte sich doch um einen ganz respektablen Auftrag.»
Der in China lange geächtete Künstler stellte in Berlin sein Konzept für die dreijährige Einstein-Gastprofessur vor, die er Ende des Monats an der Universität der Künste antritt. Er hatte im August nach einem mehrjährigen Ausreiseverbot erstmals sein Land wieder verlassen dürfen.
Mit der Professur habe er sich vertraglich auf drei Jahre verpflichtet und wolle das auch einhalten, sagte er. Andererseits bleibe China sein Heimatland. «Ich werde hin- und herfahren - vorausgesetzt, sie lassen mich rein und raus. Das habe ich nicht unter Kontrolle», sagte er.
Er sei von Berlin aus aber bereits einmal nach Peking zurückgereist und erst vor gut einer Woche wiedergekommen. Menschenrechtsfragen will Ai in seinem Studiengang nicht ansprechen. «Ich unterrichte Kunst. Natürlich sind diese Fragen in mir. Aber ich will meine Studenten damit nicht unter Druck setzen. Jeder hat das Recht, selbst über seine Grundsätze zu entscheiden.»