Krimikolumne zum «Tatort»
Tschiller tschillt

Til Schweiger wird als Tschiller nach all den Actionfilm-Exzessen diesmal recht zahm. Das schadet weniger, als man denken könnte.
Publiziert: 04.01.2020 um 14:13 Uhr
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Autorin Silvia Tschui findet Tschiller diesmal gar nicht so mies.
Foto: Simone Pengel
Silvia Tschui

Fünf Mal setzten die «Tatort»-Macher mit Til Schweiger als Kriminalhauptkommissar Tschiller auf Action und Brutalität, fünf Mal fielen die Tschiller-Folgen beim Publikum mehr oder weniger durch. US-Actionfilme machen die Amerikaner eben besser.

Die sechste Folge soll nun einen Neuanfang für Tschiller darstellen – und insbesondere einen Neuanfang für die Beziehung von Tschiller und dem Publikum, also uns –, sagt niemand anderes als ein gewisser Thomas Schreiber, seines Zeichens Programmverantwortlicher des Norddeutschen Rundfunks. Tschillers Papa, sozusagen.

Ersatzpapa statt Actionstar

Das passt zum neuen, waidwunden Tschiller, der während einer Zwangs-Beurlaubungspause auf der Nordseeinsel Neuwerk den Ersatzpapa für schwierige Jugendliche gibt. Mit der eigenen Tochter läufts ja nicht so gut, nachdem es Tschiller in der letzten, recht wahnwitzigen Folge «Tschiller: Off Duty» nur knapp geschafft hat, eine in ihrem Körper implantierte Bombe zu entschärfen – ja, Sie haben richtig gelesen. Nach so was kanns nur zahmer werden.

Tschiller hilft also auf der Insel bei der Betreuung schwieriger Jugendlicher mit, was natürlich von Beginn an nicht besonders gut – und des Weiteren auch zunehmend schlecht geht, auch weil ihn Partner Yalcin Gümer um Hilfe bittet: Ein junger Mann im Zeugenschutzprogramm soll auf der Insel versteckt werden.

Klingt zahm, funktioniert aber – dank unerwartet dunkler Geheimnisse des Zeugenschutzprogramm-Mannes – erstaunlich gut. «Papa» Tschiller könnte, langfristig gesehen, die angeschlagene Beziehung zum Zuschauer vielleicht tatsächlich retten.

«Tatort»: «Tschill Out», 20.05, SRF 1,
Wertung: Dreieinhalb von fünf

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