Bleibt man als Legokünstler ein kleiner Junge?
Nathan Sawaya: Es hat sicher etwas Verspieltes. Natürlich ist es auch ein Geschäft, aber es macht Spass. Und ich kann meine Leidenschaft ausleben.
Wann hat es mit den Lego angefangen?
Als ich zehn war, wünschte ich mir einen Hund. Ich bekam aber keinen, also nahm ich meine ganzen Legohäuser auseinander und baute daraus einen lebensgrossen Hund.
Wie sah er aus?
Sehr farbig und kindlich. Aber es war der Moment, in dem ich realisierte, dass ich nicht nur das bauen kann, was auf der Verpackung abgebildet ist. Was immer ich mir vorstellte, konnte ich selber kreieren.
Aber wie kommt man als Erwachsener auf die Idee, mit Legosteinen zu basteln?
Als ich noch als Rechtsanwalt arbeitete, wollte ich mich abends kreativ austoben. Also malte und modellierte ich. Irgendwann erinnerte ich mich an die Bauklötze der Kindheit.
Wie sahen Ihre ersten Werke aus?
Ich fing mit alltäglichen Dingen wie einem Apfel an. Oder einem Bleistift, der grösser war als ich selbst. Ich habe experimentiert und so Erfahrung gewonnen.
Wie entstehen Ihre Skulpturen heute? Mit Skizzen oder am Computer?
Es kommt darauf an, was für eine Figur es ist. Zuerst kommt immer die Idee. Dann Skizze und Umsetzung, Stein für Stein.
Kleben Sie die Klötze zusammen?
Ja. Natürlich würden die Skulpturen auch so zusammenhalten. Weil ich sie aber in die ganze Welt verschiffe, muss ich sichergehen, dass sie in einem Stück ankommen.
Womit verdient man mehr Geld, als Anwalt oder Legokünstler?
Sagen wir es so: Mir geht es sehr gut dabei.
Woher kommen die Legosteine?
Die kann man in jedem Spielzeugladen kaufen. Jeder, der an die Ausstellung kommt, kann also daheim selber kreativ werden.
Werden die Steine von Lego gesponsert?
Oh nein. Ich muss sie kaufen, genau wie jeder andere auch. Dafür gebe ich viel Geld aus. In meinem Studio gibts 4,5 Millionen Legosteine.
Wie lange brauchen Sie für ein Werk?
Das kommt ganz auf Komplexität und Grösse an. Für eine lebensgrosse Figur brauche ich etwa zwei bis drei Wochen. Und ich brauche 15 000 Steine.
Haben Sie eigentlich inzwischen einen Hund?
Ja. Er kommt jeden Tag mit in mein Atelier und schaut mir bei der Arbeit zu.
Die Ausstellung «The Art of the Brick» mit rund 100 Exponaten des US-Künstlers ist ab heute bis 10. Januar 2016 im Puls 5 in Zürich zu sehen.