«Kingdomino» ist Spiel des Jahres
So genial haben Sie noch nie Domino gespielt

Für den Verlag ist die Auszeichnung der Hauptgewinn: «Kingdomino» ist von einer Fachjury zum Spiel des Jahres 2017 gewählt worden –und wird darum ganz automatisch zum Bestseller.
Publiziert: 17.07.2017 um 12:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:09 Uhr
Bei «Kingdomino» muss man in Domino-Manier möglichst grosse Landschaften mit Kärtchen legen.
Foto: zvg
Lorenz Keller

Seit fast 40 Jahren wird der Titel «Spiel des Jahres» vergeben. Von einer deutschsprachigen Fachjury, seit einigen Jahren unter dem Vorsitz des Schweizer Spielekritikers Tom Felber.

Der Preis ist viel mehr als nur eine nette Auszeichnung: eher eine massive Verkaufsförderung für den Gewinnertitel, aber auch für alle anderen Brettspiele, die für den Preis nominiert wurden. Die Verlage werben mit dem Logo – nicht nur bei uns, sondern weltweit.

So gilt das Spiel des Jahres auch in den USA als Qualitätssiegel für gute Spiele. Und die boomen in Hollywood und im Silicon Valley gerade mächtig. Wie etwa die Präsenz von Brettspielen in Serien, wie «The Big Bang Theory» zeigt.

Inzwischen gibt es gar drei Preise: «Spiel des Jahres» für Familienspiele, «Kennerspiel des Jahres» für anspruchsvollere Titel und «Kinderspiel des Jahres».

«Kingdomino» von Bruno Cathala, Pegasus Spiele, 2 bis 4 Spieler, Dauer 15 bis 30 Minuten.

«Kingdomino» (ab 8 Jahren, 19 Fr.) ist eigentlich total simpel und hat nur ganz wenige Regeln. Man baut Domino-artige Landschaftsplättchen zu einem kleinen Königreich. Das Ziel: möglichst grosse Flächen mit gleichen Landschaften zu legen. Kronen auf den Plättchen vervielfachen das Ergebnis. Raffiniert ist das Ziehen der Plättchen. Wer eine gute Landschaft nimmt, kommt das nächste Mal erst spät an die Reihe. So muss man dauernd abwägen, ob man sofort zugreift oder erst im nächsten Zug die volle Auswahl haben will.

Die Jury meint zum Titelträger: «Das Planen der weitläufigen Ländereien rund um die Burg und der kluge Mechanismus bei der Plättchenauswahl sind stimmig miteinander verzahnt und meisterlich auf das Wesentliche reduziert.» Und auch im BLICK-Test hat das günstige Familienspiel überzeugt. Die Regeln sind einfach, der Einstieg dadurch auch für Wenigspieler problemlos möglich. Trotzdem bleibt der clevere Ausbau des eigenen Mini-Königreichs spannend bis zum Schluss. Als Extra gibts noch eine richtig gute Zweispieler-Variante.

Ebenfalls nominiert für den Titel «Spiel des Jahres» waren die folgenden zwei – die natürlich ebenfalls zu den besten des Jahrgangs gehören.

«Magic Maze» von Kasper Lapp, Sit Down! Verlag, 1 bis 8 Spieler, Dauer 15 Minuten.

«Magic Maze» (ab 8 Jahren, 23 Fr.) ist ein kooperatives Spiel – bei dem man aber überhaupt nicht miteinander reden darf. Denn Magier, Zwerg, Elf und Barbar wollen im Laden Ausrüstung stehlen und müssen darum leise sein. Alle ziehen mit allen Figuren gleichzeitig, aber jeder Spieler darf sie nur in eine bestimmte Richtung bewegen. In drei Minuten müssen die Figuren mit der Beute aus einem Labyrinth aus Räumen und Gängen entkommen. Das klappt nur durch geschicktes, schnelles, aber schweigendes Zusammenspiel.

«Wettlauf nach El Dorado» von Reiner Knizia, Ravensburger, 2 bis 4 Spieler, Dauer 30 bis 60 Minuten.

«Wettlauf nach El Dorado» (ab 10 Jahren, 40 Fr.) hat einen modularen Spielplan. Die Route zum sagenhaften Goldschatz sieht also jedes Mal wieder anders aus. Der Spieler bewegt seinen Abenteurer mit dem Ablegen von Karten. Es gilt, das eigene Kartendeck zu optimieren, um schnell vorwärtszukommen und kritische Engpässe überhaupt überwinden zu können. Dabei sind ganz unterschiedliche Taktiken möglich, um sogar von ganz hinten die Gegner zu behindern. 

«Exit – Das Spiel» ist das «Kennerspiel des Jahres»

Ein ganz neues Spielprinzip hat den Preis für anspruchsvolle Titel abgeräumt. «Exit – Das Spiel» (ab 12 Jahren, 13 Fr.) nimmt den Trend der Escape Rooms auf. Das sind präparierte Event-Räume, in denen Gruppen eingeschlossen werden. In einer bestimmten Zeit müssen die Spieler durch das gemeinsame Lösen von Rätseln wieder daraus herausfinden. Das Brettspiel beinhaltet zehn kreative Rätsel, welche die Spieler nacheinander gemeinsam lösen. Eine Besonderheit: «Exit» kann man nur einmal spielen, weil man danach ja die Rätsel schon kennt und das Spielmaterial auch zerschneiden, falten oder vollschreiben muss. 

Die Jury urteilt: «Die vielfach innovativen Rätsel machen es zu einem Genuss, nach den keineswegs trivialen und oftmals genialen Lösungen zu suchen.» Die Exit-Reihe besteht bereits aus drei Titeln, weitere kommen in den nächsten Monaten dazu.

«Exit – Das Spiel» von Inka und Markus Brand, Kosmos, 1 bis 6 Spieler, Dauer 45 bis 90 Minuten.

Die zwei folgenden Spiele hatten ebenfalls Chancen auf die Auszeichnung «Kennerspiel des Jahres» – und gehören damit auch zu den empfehlenswerten Titeln des Jahres 2017.

«Räuber der Nordsee» (ab 14 Jahren, 58 Fr.) versetzt die Spieler in die Wikingerzeit. Jeder stellt eine Mannschaft zusammen, rüstet sie aus, sammelt Proviant und segelt an die nördliche Küste, um Dörfer, Klöster und Festungen zu überfallen. Raffiniert, wie man als Spieler seine Wikinger gezielt für verschiedene Aufgaben einsetzen muss. Planung und Timing sind gefragt.

«Räuber der Nordsee» von Shem Phillips, Schwerkraft-Verlag, 2 bis 4 Spieler, Dauer 60 bis 80 Minuten.

In Terraforming Mars (ab 12 Jahren, 64 Fr.) wollen Konzerne den Planeten bewohnbar machen. Dazu muss die Temperatur erhöht, der Sauerstoffgehalt gesteigert und Wasser produziert werden. Jeder Spieler versucht, mit Projektkarten diese Parameter zu verbessern und so Siegpunkte und Einkommen zu erzielen – um damit noch mehr Projekte zu lancieren, Städte zu bauen und den Mars zu kultivieren. Der Mix aus wirtschaftlicher Planung und stimmungsvoller, thematischer Einbettung macht die Faszination aus.

«Terraforming Mars» von Jacob Fryxelius, Schwerkraft-Verlag, 1 bis 5 Spieler, Dauer 90 bis 120 Minuten.

«Icecool» ist das «Kinderspiel des Jahres»

In «Icecool» (ab 6 Jahren, 40 Fr.) schwänzen die kleinen Pinguinschüler die Schule und machen sich im Gebäude auf die Suche nach einem Znüni. Die Iceschool besteht aus fünf Boxen, die zusammengesteckt werden.

«Icecool» von Brian Gomez, Amigo, 2 bis 4 Spieler, Dauer 30 Minuten.

Die Spieler versuchen nun, die farbige Pinguin-Figur mit den Fingern durch die Türen der Schule zu schnippen – von Raum zu Raum. Hängen über der Türe Fische der eigenen Farbe, gibts Siegpunkte. Ein Spieler übernimmt die Rolle des Abwarts, der die schwänzenden Schüler einfangen will.

Die Jury urteilt: «Autor Brian Gomez verbindet eine originelle Spielgeschichte, eindrucksvolle Ausstattung, detailverliebte Illustration und fordernden Ablauf zu einem idealtypischen Geschicklichkeitsspiel.»

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