In der einen Ecke liefert sich ein Pärchen einen hitzigen Flipper-Wettkampf, in der anderen erklärt ein Junge seinem Gschpänli, wie man die Computer-Zombies am besten abschiesst. Sie befinden sich nicht in einer Spielhalle – sondern in einem Museum. Das Gameorama in Luzern ist eine Hochburg der Nostalgie. Von antiken Brettspielen über uralte Töggeli-Kästen bis zu Arcade-Games aus den 80er-Jahren ist alles dabei, was junge und alte Spielerherzen begehren.
Diese Woche konnte das Gameorama, wie alle Museen der Schweiz, seine Tore wieder öffnen. Doch das schweizweit einzige interaktive Spielmuseum hatte von Anfang an mit besonderen Umständen zu kämpfen. Die Eröffnung mitten in der Pandemie im Juni 2020 sei eine Herausforderung gewesen, sagt Co-Geschäftsleiterin Angela Vögtli. «Im 1. Lockdown war sogar das Baudepartement in Luzern zu. Der Umbau der Räumlichkeiten wurde also verzögert. Das führte dann dazu, dass wir Mietzins zahlen mussten, ohne dass wir aufmachen konnten.» Als im Sommer die Gäste dann doch noch kommen durften, sei die Pandemie eher von Vorteil gewesen. Die Leute blieben in den Ferien in der Schweiz, und das Gameorama ist vor allem für Familien ein beliebtes Ausflugsziel geworden. «Wir wurden am Anfang fast ein bisschen überrannt.», so Vögtli.
Museum mal ganz anders
Zwar werden immer mehr Museumsausstellungen interaktiver, beim Gameorama läuft jedoch fast nichts, ohne dass man selbst Hand anlegt. Da zahlreiche Exponate sehr kostbar und empfindlich sind, dürfen Kinder nicht ohne Begleitung von Erwachsenen spielen. Das ermöglicht dem Gameorama jedoch, seine Spielgeräte nicht nur in Vitrinen zur Schau zu stellen, sondern sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wem «Pac Man» und «House of the Dead» nichts sagen, der kann sich auch an der riesigen Brettspielwand bedienen und im Brettspielcafé eine Runde «Siedler von Catan» oder «Brändi Dog» spielen.
All dem setzte der 22. Dezember 2020 vorübergehend ein Ende. Das Museum schloss, die Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Der Vermieter zeigte sich aber kulant und erlaubte eine spätere Nachzahlung der Miete. Welche Hilfe es vom Staat geben wird, ist noch unklar.
Jetzt gehts wieder los
Vorerst ist die Flaute jedoch vorbei. Am 2. März 2021 durften alle Schweizer Museen wieder öffnen. Die Lust der Menschen, nach zweieinhalb Monaten wieder zum Spielen zu kommen, ist gross. In den ersten Minuten der Wiedereröffnung trudeln schon die Besucher ein – obwohl es ein Mittwochnachmittag ist. Die Schutzmassnahmen – Maske, Desinfektionsmittel, Hinterlegen der Kontaktdaten – scheinen die wenigsten zu stören. «Lieber mit Maske rein als von draussen ins Schaufenster schauen», sagt Walter (68) aus Weggis LU. Er und seine Frau Margrit (65) sind leidenschaftliche Spielefans und kommen nicht nur zum Flipper-Duell ins Gameorama, sondern jassen auch gerne im Brettspielcafé – selbst wenn ihnen dabei kein Kaffee serviert werden darf. Für Kinder sind die Spielautomaten besonders verlockend. Der zehnjährige Lennox ist mit seiner Familie und seinen Freunden für seine Geburtstagsparty hier. Es ist wohl einer der wenigen Museumsbesuche, die nicht nur die Eltern, sondern auch die ungeduldigsten Zappelphilippe bei Laune halten können – und während einer Pandemie ist das Gold wert.
Die besten Ausstellungen auf einen Blick
Krieg und (falscher) Frieden
Die friedlichen Szenen Maurice Barrauds treffen auf die Melancholie von Ernst Morgenthaler und Max Gubler – das ist Schweizer Kunst im Zweiten Weltkrieg. Die Sammlung des Kunstmuseums Solothurn zeigt Gemälde von 1939 bis 1945.
Wo: Kunstmuseum Solothurn, Oberlichtsaal 1. Stock
Wann: 2. März bis 15. August
Gerhard Richter – die umfassende Landschaftsausstellung
Gerhard Richter malt keine Landschaftsbilder, sondern Bilder von Landschaftsfotografien. Eine Kritik an den verloren gegangenen Möglichkeiten der Malerei. In rund 130 Werken des zeitgenössischen deutschen Künstlers werden Besucher durch seinen Schaffensprozess von 1957 bis 2018 geführt.
Wo: Kunsthaus Zürich
Wann: 26. März bis 25. Juli
Big City Life
Immer mehr Künstler leben in einer Grossstadt und machen sie zum Hauptmotiv in ihren Werken. Die Ausstellung «Big City Life» zeigt die Arbeiten von zwölf Comic-Künstlerinnen und -Künstlern aus Europa und den USA, ausgehend von Frans Masereels berühmten Holzschnitten.
Wo: Cartoonmuseum Basel
Wann: 13. Februar bis 20. Juni
Virus – Krise – Utopie
Wie sieht unsere Welt nach Corona aus? Dieser Frage wird in «Virus – Krise – Utopie» nachgegangen. Im historischen Kontext der Utopie eingebettet beleuchtet die Ausstellung aktuelle Zukunftsvisionen.
Wo: Landesmuseum Zürich
Wann: 2. März bis 27. Juni
Geschlecht
Der Mensch ist entweder Mann oder Frau – oder? Die Ausstellung im Stapferhaus beleuchtet, wie das Geschlecht entsteht und was es zwischen männlich und weiblich sonst noch gibt. Die knallbunten Wände und interaktiven Ausstellungsgegenstände wecken die Neugier.
Wo: Stapferhaus, Lenzburg AG
Wann: 1. November bis 31. Oktober
Queer – Vielfalt ist unsere Natur
Queer – früher noch ein Schimpfwort, heute eine stolze Selbstbezeichnung für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Die Sonderausstellung verbindet biologische Erkenntnisse und gesellschaftlich aktuelle Themen. Nicht Kuratoren bestimmten die Ausrichtung, sondern queere Menschen, die jeweils ihre eigene Geschichte in die Ausstellung einfliessen lassen.
Wo: Naturhistorisches Museum Bern
Wann: 9. April 2021 bis 10. April 2022
Kopfwelten
Unsere Sinne führen uns tagtäglich hinters Licht. Im erneuerten Sektor «Kopfwelten» im Technorama kann man das an sich selbst testen. Wie hängen sinnliche Reize und Wahrnehmung zusammen? Welche Realitäten konstruiert unser Gehirn? Die neu gestalteten Teile der Ausstellung laden zum erneuten Besuch ein.
Wo: Technorama Winterthur ZH
Wann: Dauerausstellung
Logistik erleben!
Mit wenigen Klicks bestellt man Waren im Internet. Hinter allem Güterverkehr steckt die Logistik – ohne sie läuft nichts. Im Verkehrshaus kann man nicht nur die Häfen der Welt im Pedalo erkunden, sondern auch die Reisen verschiedener Güter in interaktiven Ausstellungscontainern entdecken.
Wo: Verkehrshaus Luzern
Wann: Dauerausstellung