Forscherin Marisa Tschopp über Frauen in MINT-Berufen
Darum sollen auch Frauen den Nobelpreis gewinnen können

Technische Jobs bringen in unserer digitalisierten Welt hervorragende Karriereaussichten mit sich. Und doch ist der Frauenanteil in sogenannten MINT-Berufen tief. «Die Ursachen dafür sind vielfältig und komplex», sagt Artificial-Intelligence-Expertin Marisa Tschopp.
Publiziert: 21.07.2022 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 21.07.2022 um 09:35 Uhr
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Karrierefrau in einer Männerdomäne: Marisa Tschopp ist Forscherin bei der Scip AG und Botschafterin und Chief Research Officer bei «Women in AI».

Eine attraktive Bezahlung, ein interessanter Berufsalltag und gute Karrierechancen – und doch fassen immer noch wenig Frauen in sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Fuss. Laut Uno liegt der Anteil von MINT-Absolventinnen in der Schweiz bei nur 22 Prozent. In ärmeren Ländern ist das Verhältnis von Studentinnen und Studenten deutlich ausgeglichener als in reichen Nationen. Frauen wählen generell eher soziale Berufe.

Viel Luft nach oben

Männer sind gut in Mathematik, Frauen in Sprachen. Dieses Klischee hält sich hartnäckig und zeigt sich auch bei der Berufswahl. «Die Ursachen dafür sind vielfältig und komplex», sagt Marisa Tschopp (38), Forscherin bei der Scip AG. «Es ist nicht verkehrt zu sagen, dass sich viele Frauen auch nicht trauen, in eine Männerdomäne einzutauchen.» Welchen Beruf die Eltern ausüben, sei ebenfalls entscheidend für den Berufsweg einer Frau. «Bei unseren Ausbildungsinstitutionen sehe ich eine grosse Chance», sagt Tschopp. «Unsere Forschungsanstalten in der Schweiz gehören zu den besten weltweit. Es wird heute schon viel gemacht, um Frauen MINT-Berufe schmackhaft zu machen. Aber da ist noch viel Luft nach oben.»

Expertin

Marisa Tschopp doziert im Bachelor-Studiengang Artificial Intelligence & Machine Learning an der Hochschule Luzern Informatik. Sie ist Schweizer Botschafterin und Chief Research Officer der internationalen Vereinigung «Women in AI». Am Leibniz-Institut für Wissensmedien erforscht sie als assoziierte Wissenschaftlerin Künstliche Intelligenz aus einer psychologischen Perspektive. Ausserdem ist sie als Forschungsmitarbeiterin für die Scip AG in Zürich tätig.

Marisa Tschopp doziert im Bachelor-Studiengang Artificial Intelligence & Machine Learning an der Hochschule Luzern Informatik. Sie ist Schweizer Botschafterin und Chief Research Officer der internationalen Vereinigung «Women in AI». Am Leibniz-Institut für Wissensmedien erforscht sie als assoziierte Wissenschaftlerin Künstliche Intelligenz aus einer psychologischen Perspektive. Ausserdem ist sie als Forschungsmitarbeiterin für die Scip AG in Zürich tätig.

Schockierend niedriger Frauenanteil

Marisa Tschopp studierte an verschiedenen Hochschulen in Deutschland, Kanada und der Schweiz, hat einen Master-Abschluss in Psychology of Excellence in Business and Education und einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftspsychologie mit Schwerpunkt Markt- und Verbraucherpsychologie. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte liegt heute bei der Geschlechtergleichstellung. Kann davon überhaupt eine Rede sein?

«Die Antwort ist sehr klar nein», sagt Tschopp. «Für mich war Gleichstellung zunächst aber kein grosses Thema. Bis mich mein Chef vor einigen Jahren damit beauftragte, Frauenthemen in der Künstlichen Intelligenz anzuschauen», blickt sie zurück. «Da kam ich auf die Welt. Es war schockierend zu realisieren, wie wenig Frauen dieses Feld mitgestalten.»

Nur: Warum ist es überhaupt wichtig, dass Frauen ein solches «Feld mitgestalten»? Warum soll man sich daran stören, dass Männer technischen und Frauen sozialen Berufen nachgehen? Ein gewichtiges Argument ist die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern, beispielsweise hinsichtlich Lohn: Die Berufsfelder, in denen sich Männer bewegen, versprechen im Durchschnitt eine bessere Entlöhnung der Arbeit als jene, in denen traditionell Frauen arbeiten. Männer wählen bereits für die Lehre oder fürs Studium Berufe oder Fächer aus, die im Karriereverlauf Aussichten auf ein besseres Gehalt versprechen – zum Beispiel MINT-Fächer. Diese Zusammenhänge belegen diverse Studien. Wer die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern fördern will, unterstützt deshalb Frauen, welche in diesem Bereich tätig sein könnten.

Ein Lösungsansatz aus Grossbritannien

Doch auch Arbeitgeber erleben Vorteile, wenn ihre Teams durchmischt sind. Eine US-Studie von 2020 zeigt auf, dass wissenschaftliche Forschungsgruppen zu innovativeren Ergebnissen kommen, wenn ein breites Spektrum an Herkunft, Erfahrungen und Geschlechtern in ihnen vertreten ist. Kurz: Diversität zahlt sich aus.

Aber um in diese Teams zu gelangen, müssen sich Frauen zuerst die notwendigen Fähigkeiten aneignen. Joanne Hannaford, Chief Technology & Operations Officer bei der Credit Suisse, drückt es so aus: «Rund die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich. Aus der Perspektive einer digitalen Ökonomie ist es ein grosses Problem, dass diese 50 Prozent keinen Zugang zu den notwendigen Skill-Sets für MINT-Berufe haben.»

Eine Möglichkeit für Frauen, sich diese Skill-Sets zu erarbeiten, hat Hannaford übrigens in ihrer Heimat Grossbritannien eingeführt. Mit Kolleginnen hat sie ein Freiwilligen-Programm entwickelt, das über 20'000 Frauen mit verschiedensten Ausbildungen ein sogenanntes «Nano-Degree», quasi einen «Mini-Bildungs-Abschluss», ermöglichte. Der Hintergrund: 16 Wochen Kurse in Teilzeit. Finanziell unterstützt vom Arbeitgeber, der der Absolventin eine Stelle garantiert, wenn diese den Abschlusstest besteht. So öffnet sich für Frauen ein neuer Weg, sich die notwendigen Fähigkeiten für MINT-Berufe anzueignen.

#ChangeTheGame – Chancengleichheit für Frauen

Die Credit Suisse setzt sich dafür ein, den Wandel voranzutreiben und die Leistungen der Frauen zu würdigen. Wir sind bereit, etwas zu verändern, und engagieren uns für Geschlechtervielfalt und Gleichberechtigung, unter anderem

  • als Arbeitgeberin
  • durch die Vermittlung von Finanzkompetenz und Beratung in Finanzangelegenheiten
  • als Partnerin in unterrepräsentierten Bereichen wie Frauenfussball

Mehr Informationen zu den Massnahmen der Credit Suisse zur Förderung der Chancengleichheit, Stärkung der Frauenstimmen und Stärkung der Finanzkompetenz unter:

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«Diversity ist einfach»

Marisa Tschopp möchte ihrerseits etwas bewegen. Sie ist Botschafterin der internationalen Vereinigung «Women in AI», welche aktiv die Rolle von Frauen und Minderheiten in der KI fördert. «Wir machen viel Öffentlichkeitsarbeit und organisieren Events, an denen die Hälfte der Rednerinnen Frauen sind. Wir wollen zeigen, wie einfach Diversity doch eigentlich sein kann.»

Vielleicht gelingt es auf diesem Weg auch, Frauen in MINT-Berufen sichtbarer zu machen, denn: Ob eine junge Frau ein Vorbild hat oder nicht, ist laut diversen Studien ein entscheidender Faktor für die spätere Berufswahl. Fast doppelt so viele Schülerinnen interessieren sich für MINT-Berufe, wenn sie ein Vorbild aus diesem Bereich haben. «Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich eine berufliche Spätzünderin bin», sagt Tschopp. «Ich komme aus einer Familie und einem Umfeld ohne akademische Vorbilder und mache erst jetzt, mit 38 Jahren und zwei Kindern, den Doktortitel.»

Wie und wo arbeiten, wenn man Eltern wird?

Eine andere Erklärung für den geringen Frauenanteil in MINT-Berufen ist, dass sich Frauen im Laufe der Zeit häufiger dafür entscheiden, ihre akademische Laufbahn zu verlassen. Thema Mutterschaft. «Die Erwartungshaltung des Umfelds an Frauen, Teilzeit arbeiten zu müssen, nervt mich. Ich fände es viel wertvoller, wenn es völlig normal wäre, dass Frauen Vollzeit arbeiten», sagt Tschopp. In technischen Berufen richten die Arbeitgeber die Stellenprofile noch zu wenig nach den Bedürfnissen der Frauen aus. Im schlimmsten Fall gelingt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht und die hoch qualifizierten Frauen gehen der Arbeitswelt verloren. «Aber eigentlich wünsche ich mir, dass ‹Familie und Karriere unter einen Hut bringen› gar kein Thema mehr ist und jeder einfach aus freien Stücken entscheiden kann, wie und wo man arbeitet, wenn man Eltern wird.»

Ein Traum von Marisa Tschopp ist es, einen Nobelpreis zu gewinnen. Die Fakten dazu? Bisher haben fast 800 Männer einen ins Regal stellen können, im Gegensatz zu nur 56 (!) Preisträgerinnen. «Wenn ich das höre, bin ich gleich noch motivierter», sagt die Forscherin mit einem Lächeln.

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Dieser Beitrag wurde vom Ringier Brand Studio im Auftrag eines Kunden erstellt. Die Inhalte sind journalistisch aufbereitet und entsprechen den Qualitätsanforderungen von Ringier.

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