Instagram-Star Dean Schneider
Der mit den Löwen kuschelt

Während wir in der Schweiz zueinander auf Distanz gehen, kuschelt Dean Schneider (27) in Südafrika mit Löwen und herzigen Hyänen. Kein Wunder, hat der Zürcher Tierschutzaktivist auf Instagram bald so viele Follower wie Roger Federer.
Publiziert: 09.05.2020 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 14:24 Uhr
Der mit den Löwen kuschelt
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Intstagram-Star Dean Schneider:Der mit den Löwen kuschelt
Jonas Dreyfus

Eine Videoaufnahme, auf der er einer Löwin auf die Tatzen schlägt, bringt ihm zuerst Vorwürfe der Tierquälerei ein. Dann wächst seine Social-Media-Fangemeinde massiv an. Dean Schneider ist der perfekte Zeitvertreib für Menschen, die gerade viel Zeit zu Hause verbringen müssen.

Seine Geschichte klingt fast zu gut, um wahr zu sein: Vor drei Jahren lässt der Zürcher Jungunternehmer mit eigener Finanzberatungsfirma und einem Faible für Maseratis sein Jetset-Leben hinter sich, um sich in Südafrika dem Tierschutz zu widmen. Die Fauna fasziniert ihn seit seiner Kindheit in Dübendorf, wo er als Sohn einer Buchhalterin und eines Finanzberaters mit einer Schwester in einem gut situierten Haushalt aufwuchs.

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Dean Schneider ist einer der wenigen Tierschützer, die von Löwen als Teil des Rudels wahrgenommen werden.
Foto: Zvg

Zwei Autostunden von Johannesburg entfernt kauft Schneider für rund eine Million Franken eine Farm mit fast vier Millionen Quadratmetern Fläche, mehreren Flüssen, einem See und drei Bergen. Sie dient als Reservat für Hunderte wild lebende Arten wie Affen, Zebras und Geparden.

Rund um das Haupthaus, in dem Schneider mit einigen Mitarbeitern lebt, gibt er Tieren, die unter unwürdigen Bedingungen gehalten wurden, ein neues Zuhause. Darunter ein Rudel Löwen, in das er sich perfekt integrieren konnte. Fans auf der ganzen Welt sehen sich auf Social Media und Youtube an, wie der 27-Jährige mit ihnen kuschelt.

Dazwischen vermittelt er seiner Zuschauerschaft in Videos Wissenswertes aus der Tierwelt. Zum Beispiel, dass Koalas zwanzig Stunden pro Tag schlafen müssen, weil die Eukalyptus-blätter, die sie als einzige Nahrung zu sich nehmen, fast keine energiehaltigen Nährstoffe enthalten.

Während der Corona-Pandemie ist Schneiders Gefolgschaft nochmals massiv angewachsen. Auf Instagram besteht sie seit kurzem aus sieben Millionen Menschen. Damit ist er Roger Federer dicht auf den Fersen, dem auf der Plattform 7,6 Millionen folgen. Wir sprachen mit Schneider via Skype.

Herr Schneider, wie wird man Teil eines Rudels Löwen?
Dean Schneider:
Indem man ihre Sprache sprechen lernt und ihnen keine neue beibringt, wie man das zum Beispiel in einer Hundeschule tut. Ich bin auch kein Dompteur, der mit Belohnung und Strafe in Form von Fleischstücken und Peitschenhieben arbeitet, sondern verhalte mich so, wie das die Löwen untereinander tun.

Sind Sie wenigstens der Chef des Rudels?
Nein, das ist im Moment Dexter, weil er das erste Männchen war und am grössten ist. Die anderen Männchen wachsen und werden immer dominanter. Da kann sich also etwas ändern in den nächsten Jahren. Ich habe aber keine Chance, mit meinen 90 Kilo Körpergewicht mit einem 200 Kilogramm schweren Löwen mitzuhalten.

Wie merken Sie, dass Dexter spielen will?
An seiner Körperhaltung. Er kommt langsam auf mich zu, seine Ohren sind nach vorne gerichtet, der Kopf hängt unter den Schultern, seine Augen fixieren mich. Wie bei der Jagd.

Haben Sie keine Angst?
Nein, dazu kenne ich die Tiere zu gut. Das Schlimmste, was passieren kann, sind die Kratzer, die ich täglich abkriege. Der frischeste stammt von Nayla. Löwen sind keine Kuscheltiere – das sage ich in meinen Videos immer wieder. (Er zieht sein T-Shirt hoch und zeigt drei blutrote Kratzer, die sich über die ganze Seite seines Oberkörpers ziehen.)

Was, wenn trotzdem mal ein Löwe einen schlechten Tag hat? Einmal etwas zu fest zubeissen – und Sie wären schwer verletzt. Roy von «Siegfried und Roy» ist das passiert …
Bei Siegfried und Roy passierte das in einem mit Menschen gefüllten Saal mit Lichtshow und Musik. In solchen Situationen ticken Tiere schnell aus, wenn sie sich eingeengt fühlen. Meine Löwen leben in einer natürlichen Umgebung in einem eigenen Camp mit 25'000 Quadratmetern Fläche. Zuschauer sind keine zugelassen. Das ist eine sehr ruhige Szenerie.

Jüngst mussten Sie sich den Vorwurf der Tierquälerei gefallen lassen, weil man auf einem Ihrer Videos sieht, wie Sie einer Löwin auf die Tatze schlagen. Was war passiert?
Es war wieder einmal Nayla, die mich mehrere Male gekratzt hat. Als sie mich dann noch im Gesicht erwischte, musste ich ihr körperlich zu erkennen geben, dass jetzt genug ist. Löwen machen das untereinander auch.

Der Vorfall führte schlussendlich dazu, dass Sie auf Instagram die 7-Millionen-Marke knacken konnten. Wie erklären Sie sich das?
Wahrscheinlich wollten aufgrund der Negativschlagzeilen einige mehr über diesen «gemeinen Tierquäler» erfahren – und haben dann gemerkt, was für einen guten Umgang ich mit den Tieren pflege. Ich bin fest davon überzeugt, dass man das in den dreissig bis vierzig Videos sieht, die ich täglich hochlade.

Dass Sie zurzeit noch beliebter sind als sonst, hat sicher auch damit zu tun, dass es in Zeiten von Social Distancing und Homeoffice vielen Menschen guttut, jemandem wie Ihnen zuzusehen. Können Sie das nachvollziehen?
Absolut. Ich erhalte im Moment täglich zwischen 80'000 bis 100'000 Nachrichten auf Instagram. Viele User schreiben mir, dass ihnen meine Bilder und Videos helfen, die Freude am Leben nicht zu verlieren.

Als Sie einmal in Zürich Autogramme gaben, mussten junge Frauen weinen, weil sie so überwältigt waren, Sie zu sehen. Wahrscheinlich würden viele Ihrer Fans lieber mit Ihnen kuscheln als mit Ihren Löwen. Schmeichelt Ihnen das?
Natürlich ist es schön, wenn man gut ankommt. Ich will aber nicht, dass meine Person von meiner Mission ablenkt: Ich will bei den Menschen die Faszination für die Tierwelt wecken und über sie aufklären.

Neben den Löwen verbringen Sie viel Zeit mit einem Hyänen-Weibchen namens Chuckie. Dieses entspricht überhaupt nicht dem Bild des fiesen Aasfressers, ist sozial und verspielt.
Genau diese Erkenntnis möchte ich mit meinen Videos bewirken. Wenn meine Zuschauer sich in Chuckie verlieben, kann ich sie vielleicht auch davon überzeugen, dass man Hyänen schützen muss.

Viele kennen diese Tierart aus «The Lion King».
Dort kommen Hyänen als dümmliche Aasfresser herüber. Sie gehören aber zu den intelligentesten Säugetieren überhaupt. Uns sie jagen den grössten Teil ihrer Nahrung selbst.

Wie riecht eine Hyäne?
Es ist ein wilder Geruch – ich mag ihn.

Sie werden ständig von Tieren abgeleckt. Wie viele Entwurmungskuren haben Sie bereits hinter sich?
Gar keine – es gibt zum Glück nur wenige Würmer, die Menschen befallen. Ich muss eher aufpassen, dass ich keine Affen mit einem Virus anstecke. Sie sind uns genetisch so ähnlich, dass ich mich sogar von ihnen fernhalte, wenn ich den Schnupfen habe. Der könnte bei ihnen einen schlimmeren Verlauf nehmen als bei einem Menschen.

Ihr Kapuzineräffchen Jayjay schläft bei Ihnen im Bett. Wie entspannend sind Ihre Nächte?
Jayjay ist relativ ruhig und schnarcht nicht. Nur wenn er am Einschlafen ist, seufzt er zufrieden.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich möchte den Löwenbereich nochmals massiv vergrössern. Dafür muss ich aber noch einiges an Spendengeldern sammeln. Danach möchte ich andere Menschen unterstützen, die – wie ich – den Lebensraum von Tieren schützen.

Offenbar sind Sie mit Netflix im Gespräch für eine Doku-Serie.
Sie kommt ziemlich sicher, wir wissen aber noch nicht, wo sie laufen wird. Ich werde für die Serie auf der ganzen Welt zu Tieren aller Art reisen. Zum Beispiel in den Amazonas.

Doku-Serien mit Tieren treffen den Nerv der Zeit. Ein Beispiel ist «Tiger King» – neben Corona wohl das meistdiskutierte Thema auf Social Media . Haben Sie sie gesehen?

Das musste ich fast, denn ich werde die ganze Zeit danach gefragt, was ich davon halte. Aber in der Serie gehts ja eigentlich um einen Streit zwischen einem Züchter und einer Aktivistin – und nicht um Tiere.

Ihre Serie wird also nicht «Lion King» heissen?
Definitiv nicht.

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