Heilende Kräfte
Wohlige Wärme dank heissen Steinen

Fango, Wickel und heisse Steine: Die heilende Kraft der Wärme hilft bei Muskelkrämpfen, Gelenkbeschwerden, Bauchweh und anderen Schmerzen. Aber es gibt Grenzen.
Publiziert: 08.02.2015 um 18:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:35 Uhr
Eine Massage mit heissen Basaltsteinen lindert Rücken­schmerzen.
Foto: Thinkstock
Von Thomas Vogel

Sei es nach einem Skitag mit kalten Füssen oder einem stressigen Arbeitstag: Ein warmes, wohlriechendes Vollbad und eine heisse Tasse Tee retten den Abend. Kein Wunder: «Wärme erweitert Gefässe und Bronchien, löst Muskelkrämpfe und lindert Schmerzen», sagt die Physiotherapeutin Pia Fankhauser. Sie ist Vizepräsidentin des Berufsverbandes Physioswiss. «Wärme regt die Durchblutung an und entspannt.»

Doch Wärme fördert nicht nur Entspannung und Wohlbefinden, sie wird auch therapeutisch eingesetzt. «Wärme ist vor allem hilfreich bei muskulären Verspannungen, bei Gelenkbeschwerden oder Rücken- und Nackenschmerzen», sagt Fankhauser. Bei örtlich begrenzten Beschwerden, etwa Nacken- und Gelenkschmerzen oder krampfartigen Bauchschmerzen und Regelschmerzen, setzen Therapeuten Wärme überwiegend lokal ein.

Eine Fangopackung wirkt nicht nur oberflächlich

«In der Physiotherapie wenden wir zum Beispiel Fangopackungen bei Rheuma erfolgreich an», sagt Fankhauser. Fango ist ein vulkanischer Mineralschlamm. Er wird erwärmt und beim Patienten meist grossflächig aufgetragen. Sein Vorteil: Die Wärme hilft nicht nur oberflächlich, sondern dringt in tiefere Gewebeschichten ein.

Eine ähnliche Wirkung hat die sogenannte Hot-Stone-Behandlung. Dabei verwendet der Therapeut entweder statisch bis zu 60 Grad heisse Steine, um gezielt an ausgewählten Körperzonen Wärme und Entspannung zu erzeugen. Oder er setzt sogenannte dynamische Steine ein, mit denen er aktiv den zu Behandelnden massiert. Meist sind es flache Basaltsteine. Sie sind sozusagen die verlängerte und heisse Hand des Therapeuten.

Diese Behandlung ist seit Jahrtausenden bekannt, setzten die Chinesen doch schon 200 Jahre vor unserer Zeitrechnung heisse Steine ein, um Muskelkrämpfe zu lösen. Wie heiss die Packungen oder Steine sein dürfen, hat vor allem mit dem eigenen Temperaturempfinden zu tun: «Die Grenze liegt bei der individuellen Verträglichkeit der Haut, es soll ja nicht zu Verbrennungen kommen», sagt Pia Fankhauser.

Nach der Behandlung braucht der Kreislauf Ruhezeit

Damit nicht für jede Verspannung ein Besuch beim Physiotherapeuten nötig wird, gibt es Wärme­anwendungen für den Hausgebrauch. Fangopackungen, Chilipflaster, Wärmeflaschen, Kartoffelwickel, Umschläge oder das uralte Hausmittel Chriesistein- oder Dinkel­kissen stehen dabei je nach persönlicher Vorliebe zur Auswahl.

«Für Wickel braucht man allerdings Hilfe und eine entsprechende Ausrüstung», sagt Pia Fankhauser. «Und sich selber etwas auf den ­Rücken zu legen, ist auch nicht ganz einfach. Aber vernünftig eingesetzt, sind alle Methoden zu Hause durchführbar.» Eines haben alle diese Behandlungen gemein: «Sie sind für den Körper anstrengend. Deshalb empfehlen wir danach eine Ruhezeit, damit der Kreislauf sich stabilisieren kann», sagt die Physiotherapeutin.

Auch Ganzkörperanwendungen wie Saunagänge, Vollbäder und Besuche im heissen Sole- oder Thermalbad belasten den Kreislauf. Das ist gefährlich bei Fieber, Herz-Kreislauf- oder Gefäss-Erkrankungen, wie koronaren Herzkrankheiten, bereits erlittenem Herz­infarkt, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion, Multipler Sklerose oder Nierenkrankheiten.

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