Wie gesund sind Gesundheits-Checks?
Gar nicht! Sagen die Mediziner

Gesunde, die zum Arzt rennen, um sich durchchecken zu lassen, helfen vor allem einem: dem Arzt, der daran glänzend verdient. So das Resultat einer neuer Studie.
Publiziert: 28.10.2012 um 11:48 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:49 Uhr
Von Thomas Vogel

Das Geschäft mit der Gesundheit boomt.Viele Kerngesunde unterziehen sich regelmässig medizinischen Checks, nur um zu erfahren, was sie schon wissen – dass sie gesund sind.

Ausser Spesen bringt das jedoch nichts, sagt jetzt eine neue Studie. Absenderin ist die renommierte Cochrane Collaboration.

Der dänische Mediziner Lasse Krogsbøll und sein Team untersuchten mehr als ein Dutzend Studien aus den Jahren 1963 bis 1999 mit total 182'000 Teilnehmern ohne bekannte Gesundheitsprobleme. Ein Teil der Testpersonen unterzog sich medizinischen Checkups – von Herz-Kreislauf- und Stoffwechseltests bis zu Krebsvorsorgemassnahmen. Ein Teil lebte das Leben ohne solche freiwillige Vorsorgetests.

Die Überraschung war perfekt: Sowohl in der Check-up-Gruppe wie auch in der Gruppe ohne Untersuchungen starben im Beobachtungszeitraum gleich viele Menschen, nämlich 75 respektive 74 pro 1000 Personen.

Krogsbøll zog daraus den Schluss: «Allgemeine Gesundheitschecks bringen keine Vorteile. Sie senken weder das Todesfall- noch das Invaliditätsrisiko.»

Gesundheits-Check erhöhen Risiko

Im Gegenteil: Check-ups erhöhen sogar das Risiko auf zu viel Behandlung mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Bei 20 Prozent der Probanden mit Gesundheitschecks bestätigte sich die Angst, krank zu sein.

Die Mediziner entdeckten jeweils Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes und verschrieben entsprechend kostenpflichtige Behandlungen – diese bezahlt dann die Krankenkasse. Das führte nicht nur zu höheren Kosten. Sondern auch dazu, dass Patienten mit Nebenwirkungen der Behandlung zu kämpfen hatten.

Auch in der Schweiz gibt es Kritik an offensichtlich nutzlosen Check-ups. Dass Patientinnen und Patienten nicht mehr von sich aus wissen, wie es ihnen geht, findet der Zürcher Allgemeinpraktiker Dr. Thomas Walser «bedenklich».

Gesunde untersuchen statt Kranke behandeln

Walser stört vor allem, dass er das Wartezimmer voll hat – während er Gesunden bestätigt, dass ihnen nichts fehlt.

Dieses Dilemma könnte sich noch verschärfen. Grund ist eine Motion des jurassischen SP-Nationalrats Pierre-Alain Fridez. Der Allgemeinmediziner und Homöopath fordert sogar erleichterte Vorsorgeuntersuchungen für Erwachsene. Sie sollen nichts mehr kosten – bezahlt von den Krankenkassen.

Heute müssen medizinisch nicht notwendige Checks aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Lediglich einige wenige Vorsorgeuntersuchungen übernehmen die Krankenkassen (siehe Box unten).

Fridez glaubt, dass sich viele Leute kostenpflichtige Untersuchungen nicht leisten können – was fatal sei: «Bekanntlich verbessert eine frühzeitige Diagnose mittel- und langfristige Prognosen für die Patienten.»

Genau das stellt jetzt die dänische Studie in Frage. Wieso viele Ärzte ihren Patienten nicht sagen, dass ein regelmässiges Durchchecken unnötig sei, liegt für den Allgemeinpraktiker Walser auf der Hand: «Sie verdienen glänzend daran.»

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Diese Massnahmen sind sinnvoll – und werden von der Kasse bezahlt
  • Diverse Impfungen gemäss Impfplan des Bundesamts für Gesundheit.
  • Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) für Mädchen im Schulalter und junge Frauen im Alter von 15 bis 26 Jahren, wenn sie im Rahmen eines kantonalen Impfprogramms geschieht.
  • Grippeimpfung bei über 65-Jährigen oder Personen mit schweren Erkrankungen.
  • Acht Untersuchungen zur Kontrolle des Gesundheitszustands und der normalen Entwicklung von Kindern im Vorschulalter.
  • Gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen (inklusive Krebsabstrich, alle drei Jahre).
  • Mammografie zur Erkennung von Brustkreb (alle ein bis zwei Jahre).
  • Diverse Impfungen gemäss Impfplan des Bundesamts für Gesundheit.
  • Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) für Mädchen im Schulalter und junge Frauen im Alter von 15 bis 26 Jahren, wenn sie im Rahmen eines kantonalen Impfprogramms geschieht.
  • Grippeimpfung bei über 65-Jährigen oder Personen mit schweren Erkrankungen.
  • Acht Untersuchungen zur Kontrolle des Gesundheitszustands und der normalen Entwicklung von Kindern im Vorschulalter.
  • Gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen (inklusive Krebsabstrich, alle drei Jahre).
  • Mammografie zur Erkennung von Brustkreb (alle ein bis zwei Jahre).
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