US-Forscher David Julius und Ardem Patapoutian gewinnen den Nobelpreis 2021 für Medizin
Sie wissen, wieso wir es auf WC schaffen

Der Nobelpreis 2021 für Medizin geht an die US-Forscher David Julius und Ardem Patapoutian. Sie haben untersucht, wie wir Temperatur- und Druckreize empfinden und verarbeiten.
Publiziert: 04.10.2021 um 18:28 Uhr
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Mitglieder des Nobelpreis-Kommittes in Stockholm: Per Svenningsson, Nils-Göran Larsson und Patrik Ernfors hören, wie Sekretär Thomas Perlmann die Gewinner des Nobelpreises 2021 in Physiologie oder Medzin bekannt gibt.
Foto: AFP
Silvia Tschui

Die beiden US-Forscher David Julius (66), Molekularbiologe und Neurowissenschaftler, und Ardem Patapoutian (54), ein im Libanon geborener Sinnesphysiologe, sind beide umgerechnet je um circa eine halbe Million Franken reicher geworden. Und wir wissen dank ihnen jetzt genau, wieso wir es im Normalfall aufs WC schaffen, um uns zu erleichtern. Die beiden haben gemeinsam den mit 10 Millionen Schwedischen Kronen dotierten Nobelpreis für Medizin gewonnen, was ungefähr einer Million Schweizer Franken entspricht.

Heiss, kalt sowie Berührungen – wie nehmen wir das eigentlich alles wahr?

Die beiden fanden heraus, wie genau wir Menschen Temperatur und Druck wahrnehmen. Dies ist nicht nur lebenswichtig, wenn es darum geht, auf Kälte- oder Hitzeimpulse zu reagieren, es ist auch eine Funktion, die uns vor Peinlichkeiten bewahrt: So sind etwa die Mechanismen, die Julius und Patapoutian entdeckt haben, auch dafür zuständig, dass wir wissen, wann die Blase voll ist.

Mit Chilischoten und Menthol zum Nobelpreis

Die beiden Forscher entdeckten unter anderem mithilfe von Chilischoten und Menthol Rezeptoren in der Haut, die auf Kälte und Wärme reagieren. Bei Aktivierung der jeweiligen Rezeptoren, also bei einer Berührung oder einem Hitze- oder Kälteimpuls, lassen sie Ionen durch die Zellmembranen hindurchströmen. Der so entstehende Nervenimpuls leitet sich dann ans Gehirn weiter, das wiederum eine Reaktion auslöst – etwa, den Arm bei Hitze reflexartig zurückzuziehen oder aufzustehen und aufs WC zu gehen. Für das Funktionieren dieser Rezeptoren sind wiederum zwei einzelne Gene zuständig, die Julius und Patapoutian ebenfalls entdecken konnten.

Mögliche Hilfe bei chronischen Schmerzen

Die Anwendungen der Erkenntnisse von Julius und Patapoutian könnten sehr vielfältig sein, erklärte das Nobelpreiskomitee in Stockholm. Da diese Rezeptoren und die Mechanismen, die sie auslösen, bei diversen Körperfunktionen eine grosse Rolle spielen, sind sie auch für das Schmerzempfinden sehr wichtig. Sie könnten deshalb neue Behandlungen für diverse Erkrankungen sowie für chronische Schmerzerkrankungen ermöglichen.


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