Die Betroffenen haben zugleich häufiger Gesundheitsprobleme als andere Erwerbstätige, wie eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig zeigt, die am Dienstag von der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlicht wurde. Die gewerkschaftsnahe Stiftung hatte die Untersuchung gefördert.
Schlechtes Gewissen und Entzugserscheinungen
Als suchthaftes Arbeiten stufen die Forscherinnen und Forscher Menschen ein, bei denen zwei Phänomene zusammenkommen: Der oder die Betroffene arbeitet lange und schnell und erledigt verschiedene Aufgaben gleichzeitig. Dies wird als exzessive Arbeit bezeichnet.
Der andere Faktor ist «Getriebenheit»: Die Betroffenen arbeiten hart, auch wenn es keinen Spass macht, sie haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie freinehmen, und sie können nach Feierabend nicht entspannen. Die Betroffenen hätten also gleichsam Entzugserscheinungen in der Zeit ohne Erwerbsarbeit, erläuterten die Forscherinnen und Forscher.
Gesundheitliche Folgen
In einer Befragung von gut 8000 Erwerbstätigen in den Jahren 2017 und 2018 zeigten der Studie zufolge 9,8 Prozent suchthaftes Arbeitsverhalten. Von diesen stuften wiederum 28 Prozent ihren allgemeinen Gesundheitszustand als weniger gut oder schlecht ein. Bei den anderen Befragten taten das nur 14 Prozent.
Überarbeitung, Überforderung und Stress machen krank. Wie du die Symptome eines Burnouts erkennst und was sich dagegen tun lässt.
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«Die empirischen Ergebnisse zeigen deutlich, dass suchthaftes Arbeiten in Deutschland im Zusammenhang mit schlechterer Gesundheit steht», heisst es in der Studie. «Gleichzeitig deuten die Ergebnisse darauf hin, dass suchthaft Arbeitende der ärztlichen Behandlung ihrer Beschwerden und ihrer Genesung weniger Beachtung schenken.» Von den Arbeitssüchtigen gaben nämlich 45 Prozent an, sie hätten sich im zurückliegenden Jahr keinen Tag krank gemeldet. Bei den anderen Beschäftigten waren es nur 36 Prozent.
Hohes Burnout-Risiko
Als mögliche langfristige Folgen von suchthaftem Arbeiten nennen die Expertinnen und Experten erhöhte Risiken für Burnout oder depressive Verstimmungen. Solche psychischen Leiden könnten zu langwierigen Arbeitsausfällen führen.
Die Autorinnen und Autoren der Studie betonen dabei, dass der Zusammenhang zwischen suchthaftem Arbeiten und Gesundheit «nicht nur ein individuelles Problem» sei - er könne «sich auch negativ auf die Gesellschaft auswirken». Für Betriebe seien längere Personalausfälle besonders kostspielig und könnten bei Personalmangel zu längerfristigen Produktionseinbrüchen führen.
«Insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist die Frage der Prävention von längeren Zeiten der Arbeitsunfähigkeit von hoher Relevanz», heisst es in der Studie. «Die Prävention von suchthaftem Arbeiten sollte daher in Zukunft eine bedeutendere Rolle spielen. Hierzu gehört unter anderem, für das Thema zu sensibilisieren und aktiven Gesundheitsschutz in den Unternehmen zu betreiben.»
(AFP)