Eigentlich sind es hauptsächlich Kinder, die Nägel kauen. Fast jedes dritte Kind ist betroffen, bei den Jugendlichen sind es schätzungsweise 45 Prozent. In der Regel ist diese Angewohnheit unbedenklich und wächst sich im Verlaufe des Erwachsenwerdens wieder aus. In gewissen Fällen bleibt das Laster aber bestehen. Etwa 15 Prozent der Erwachsenen knabbern an ihren Nägeln, an den verhornten Fingerkuppen oder reissen die Nagelhaut mit den Zähnen ab.
Ärzte nennen dieses Verhalten Onychophagie. Werden die Nägel nur ab und zu gekaut, ist es vor allem ein kosmetisches Problem, angenagte Fingernägel und abgerissen Häutchen sehen schnell ungepflegt aus. Das Nägelkauen kann aber auch häufig und unkontrolliert passieren. In einem solchen Fall können Komplikationen und gesundheitliche Probleme auftreten.
Warum kaut man an den Nägeln?
Exzessives Nägelkauen kann zu einer dauerhaften Schädigung des Nagels und der Nagelhaut, zu Nagelbett-und Zahnfleischentzündungen sowie Zahnproblemen und Zahnfehlstellungen führen. Ausserdem können Beschwerden der Kaumuskulatur oder des Kiefergelenks auftreten. Sogar Magenprobleme können durch die abgekauten Nägel verursacht werden, diese sind nämlich unverdaulich und können den Verdauungsapparat belasten.
Neben den körperlichen Beschwerden kann es auch vorkommen, dass sich Betroffene dermassen für ihre Hände schämen, dass sie diese verstecken. Das kann so weit gehen, dass sie ihre sozialen Kontakte deswegen einschränken.
Die Ursachen für das Nägelkauen können ganz unterschiedlicher Natur sein. Häufig sind es Anspannung, Stress oder Frustration. Exzessives Nägelkauen kann aber auch Ausdruck eines tieferliegenden Problemes wie einer Zwangsstörung sein – etwa ADHS, Störung des Sozialverhaltens oder eine Angststörung.
Was hilft gegen Nägelkauen?
Die gute Nachricht: Nägelkauen ist eine Angewohnheit, und diese kann man sich auch wieder abgewöhnen. Bei leichtem Nägelkauen können verschiedene Tipps helfen:
- Freunde bitten einen darauf aufmerksam zu machen, wenn man am Kauen ist
- Kaugummis oder Bonbons als Ersatz
- Bitteren Nagellack auftragen. Zum Beispiel Wermuttinktur (gibt es rezeptfrei in der Apotheke)
- Künstliche Nägel. Diese können nicht angeknabbert werden und schützen den darunterliegenden Nagel
- In Situationen, in denen man zum Nägelkauen neigt, Handschuhe tragen.
Bei starkem Nägelkauen, bei dem diese Tipps nicht helfen, lohnt es sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gerade wenn das Nagelkauen in Zusammenhang mit einem psychischen Problem steht, sollte dieses behandelt werden.