Das Koppen oder Krippensetzen ist ein stereotypisches Verhalten, bei dem das Pferd die Vorderzähne auf eine Oberfläche setzt und Luft schluckt, was wie ein lauter Rülpser klingt. Solche und andere Stereotypien - etwa das Hin- und Herwiegen bei Elefanten - sind häufig bei Tieren in menschlicher Obhut.
Sie gelten als Reaktionen auf chronischen Stress, etwa wegen nicht artgemässer Haltung oder Fütterung. Allerdings gibt es Pferderassen, bei denen Koppen häufiger vorkommt, was auch auf eine erbliche Komponente hindeutet.
Bisher sei indes nicht schlüssig geklärt, ob das Verhalten eine zwecklose Abnormalität oder eine Anpassungsstrategie des Tieres an seine Umwelt ist, schreibt nun ein Team um Sabina Briefer vom Nationalgestüt in Avenches (VD) im Fachjournal «Physiology & Behavior».
In einem Versuch lösten die Forschenden künstlich Stress bei 22 koppenden und 21 «normalen» Pferden aus. Dazu injizierten sie ihnen ein synthetisches Hormon namens Adrenocorticotropin, das bei Stress vom Körper ausgestossen wird. Dann massen sie die Stressantwort des Körpers, die Produktion des Stresshormons Cortisol und die Herzschlagrate.
Es zeigte sich, dass koppende Pferde einen höheren Cortisolausstoss hatten als nicht-koppende Pferde. Allerdings kamen diese Resultate wegen einem Teil der Kopper zustande, die während des Versuchs das Verhalten nicht zeigten. Das Stresshormonniveau der übrigen 15 Kopper war von jenem der «normalen» Pferde nicht zu unterscheiden.
Aus diesem Unterschied schliessen die Wissenschaftler, dass das Koppen bei den Pferden tatsächlich einen Stressabbau bewirkt. «Das Verhalten könnte somit eine Anpassungsstrategie an Stress sein», schreiben sie.
Deshalb raten die Wissenschaftler davon ab, das Koppen bei Pferden etwa durch Kopperriemen um den Hals oder Umbauten der Box zu unterdrücken, ohne die dahinterliegenden Auslöser zu beheben. «Wenn ein Pferd das Koppen als Anpassungsstrategie einmal entwickelt hat, hat es einen Nutzen davon», schreiben sie.
Wie das Mantra eines Meditierenden könne die stereotype Wiederholung das Tier beruhigen und damit sein Wohlbefinden steigern. Das Verhalten zu unterdrücken, könnte das Tier somit daran hindern, mit stressig wahrgenommenen Situationen umgehen zu können.
An der Arbeit waren auch Forschende der Universitäten Neuenburg und Bern sowie der ETH Zürich beteiligt.