Immer mehr Schweizer investieren übermässig viel Geld in Glücksspiele. Das zeigt eine Studie von Sucht Schweiz und dem Groupement Romand d'Etudes des Addictions (GREA), die Anfang 2023 publiziert wurde. Am beliebtesten bei Männern zwischen 18 und 29 Jahren sind nach Lotteriespielen Online-Sportwetten. Spielern, die sich vor finanziellen Konsequenzen schützen wollen, raten Experten Folgendes:
Nur bei Schweizer Anbietern wetten
Seit vier Jahren sind ausländische Sportwett-Anbieter hierzulande blockiert. Aber weil sich die Sperre mithilfe eines Virtual Private Network (VPN) umgehen lässt, spielen rund 30 Prozent der Sportwett-Fans nach wie vor auf ausländischen Plattformen. Das zeigt die Studie von Sucht Schweiz und dem GREA. Der Spieler mache sich damit nicht strafbar, sagt Manuel Richard (47), Direktor der interkantonalen Geldspielaufsicht. Trotzdem empfiehlt er, nur bei den Schweizer Anbietern – Sporttip von Swisslos oder Jouez Sport von der Loterie Romande – Sportwetten abzuschliessen. «Diese sind dazu verpflichtet, Massnahmen zum Schutz der Spieler umzusetzen», sagt er. Dazu gehören unter anderem die Früherkennung von gefährdeten Spielern, Spielbeschränkungen und die Zusammenarbeit mit Suchtfachstellen. Richard: «Bei ausländischen Plattformen fallen nicht nur diese Schutzkonzepte weg, sondern es besteht auch die Gefahr, dass man seinen Gewinn nicht ausbezahlt bekommt.»
Sich ein finanzielles Limit setzen
Bei den beiden Schweizer Anbietern Sporttip von Swisslos und Jouez Sport von der Loterie Romande kann man ein Einsatzlimit festlegen, damit man in der Woche oder im Monat einen bestimmten Betrag nicht überschreitet, den man für Sportwetten ausgeben will. «Das ist ein gutes Instrument, um eine gewisse Kontrolle über das eigene Spielverhalten zu haben», sagt Richard.
Keine Live-Wetten machen
Live-Wetten, bei denen man während eines laufenden Spiels wettet, sind attraktiv, weil sich die Wettangebote und Quoten aufgrund des Spielverlaufs ständig ändern. Man hat also die Möglichkeit, innerhalb eines kurzen Zeitraums viele neue Wetten zu platzieren. Das hat eine Kehrseite. «Die Kombination aus häufigen Geldeinsätzen und sofortigem Ergebnis erhöht das Suchtpotenzial», sagt Britta Thelitz (31), fachliche Leitung Prävention beim Zentrum für Spielsucht in Zürich. Denn das Gehirn schütte ständig Dopamin aus, wenn man im Sekundentakt neue Wetten abschliesse. Der Zeitdruck bei Live-Wetten mindere zudem die Fähigkeit, rationale Entscheidungen zu treffen. «Das kann zu impulsivem Verhalten und potenziell hohen Verlusten führen», sagt die Expertin.
Keine Kombiwetten abschliessen
Obwohl die Quote (Gewinnhöhe bei korrekter Voraussage multipliziert mit dem Einsatz) höher ist als bei Einzelwetten, rät Thelitz von Kombiwetten ab, bei denen man auf mehrere Ereignisse wettet. «Liegt man bei einem Tipp falsch, ist die gesamte Wette verloren», sagt sie. Die Gewinnwahrscheinlichkeit ist also schwindend klein. Eine weitere Gefahr ist, dass Fast-Gewinne (zum Beispiel 4 von 5 richtigen Tipps) einen Erfolg suggerieren, obwohl die Wette objektiv verloren wurde. «Das Gehirn prägt sich das als knapp verpassten Sieg ein, was zum Weiterspielen animiert», sagt die Expertin. Verstärkt werde dieses Bedürfnis durch eine häufige statistische Fehleinschätzung, dass nach vielen Verlusten ein Gewinn folgen muss. Doch die Wahrscheinlichkeit bleibt nach jedem Resultat gleich.
Die eigene Expertise nicht überschätzen
Gemäss Thelitz belegen mehrere Studien, dass Sportkenner im Durchschnitt keine besseren Ertragschancen haben als Laien. «Tendenziell setzen Spieler, die viel über Sport wissen, auf das am wahrscheinlichsten eintreffende Ereignis, bei dem die Quote tief ist», sagt sie. Dadurch gewinnen sie öfter, aber weniger Geld auf einmal. Sportlaien würden eher auf unwahrscheinliche Ergebnisse setzen. Das bedeutet, dass sie seltener einen Gewinn erzielen, aber bei einem Glückstreffer mehr Geld gewinnen. «Über einen längeren Zeitraum betrachtet unterscheiden sich die beiden Strategien kaum», sagt die Expertin.