Psychologin erklärt
Wie nehme ich meinem Kind die Angst vor dem Coronavirus?

Stirbt der Grossvater nun wegen mir? Fragen von Kinder und wie man sie beantworten kann.
Publiziert: 17.03.2020 um 23:23 Uhr
|
Aktualisiert: 20.03.2020 um 15:10 Uhr
1/7
Kinder sind von der Umgebung wie Eltern, Lehrpersonen und Grosseltern, emotional abhängig.
Foto: Unsplash

«Mami, stirbt der Grosspapi nun wegen mir?», fragt ein siebenjähriger Sohn seine Mutter. Denn er weiss, dass Kinder das Coronavirus haben können, ohne wirklich krank zu sein. Und er überlegt, ob er nun seinen Grossvater angesteckt hat, ohne es zu wissen. Was soll man als Eltern dazu sagen?

«Da sollte man dem Kind ganz klar sagen: Nein, auf gar keinen Fall bist du schuld und du machst auch nichts falsch», sagt Evi Janssen (68), anerkannte Psychotherapeutin FSP mit eigener Praxis, die sich bei der «Stiftung für das Kind» engagiert. Gerade jüngere Kinder hätten die Tendenz alles auf sich zu beziehen. «Darum die Kinder miteinbeziehen beim Helfen: Wir gehen nicht mehr den Grossvater besuchen, weil wir ihn schützen wollen», wäre eine mögliche Antwort, sagt Janssen.

Die Gefühle der Kinder ernst nehmen

Auch Ellen Girod (36), Mutter von zwei Töchtern und Autorin von Artikel zum Thema «Mit Kindern auf Augenhöhe» sieht es so: «Wir können Ängste nicht durch logische Argumente wegdiskutieren. Wir tun unseren Kindern einen grossen Gefallen, wenn wir ihre Gefühle ernst nehmen. Statt fertige und kluge Antworten zu liefern, können wir einfach ganz gut zuhören.» Konkret könne man sagen schlägt Girod vor: «Es macht dir Angst, dass der Grossvater sterben wird. Und du denkst, es könnte deine Schuld sein?» Danach je nach Antwort entweder weiterhin die Gefühle «spiegeln», aktiv zuhören: «Und was könnte sonst passieren?» Wir können auch verständnisvoll reagieren: «Ich glaube zwar nicht, dass du dran schuld bist. Aber es ist sehr verständlich, dass dir das Sorgen macht.»

Die Verunsicherungen macht Angst, sagt Janssen. Und Kinder sind von der Umgebung wie Eltern, Lehrpersonen und Grosseltern, emotional abhängig. Darum sei es wichtig, dass wir ihnen ein hilfreiches Modell sind. So wie wir mit der aussergewöhnlichen Situation umgehen, hat grossen Einfluss auf sie.

Sich ein paar Tage Zeit nehmen

«Wenn das aktuelle Szenario für Eltern eine Katastrophe ist, dann wird es das auch für die Kinder sein», meint Janssen. Ihr Vorschlag um dies zu verhindern: Die Lupe nehmen und in der schwierigen Situation kleine verborgene Schätze finden. Wie die Verlangsamung des Lebens und sich darauf fokussieren. Und sich Zeit geben: «Wir alle waren noch nie in dieser Situation. Geben Sie sich Zeit, sich darauf einzustellen. Nach ein paar Tagen können Sie für sich und Ihre Familie einen Plan machen, der für eine Woche gilt. Anschliessend wird wieder geschaut, wie es läuft». Denn längerfristig seien Strukturen wichtig und geben einen gewissen Halt und Sicherheit.

«Wichtig scheint mir, gerade in dieser angespannten Zeit, in der Eltern und Kinder sich sorgen, liebevolle Rituale zu kultivieren», findet auch Girod. Statt uns auch noch um den Fernunterricht zu sorgen, lieber Geborgenheit und Sicherheit schaffen.

Wie erklären, ohne Angst zu schüren?

Am Vertrauten anknüpfen, rät Janssen. Zum Beispiel, an der Erkältung oder der Grippe, die die Kinder schon selber mal hatten. Und darum wissen, wie schnell man sich anstecken kann. Ihren kleineren Kindern hat Girod die Viren spielerisch erklärt: Hände eincremen, Glitzerstaub drauf und dann gemeinsam schauen, wie gründlich wir waschen müssen, bis der allerletzte Glitzer weg ist.

«Die Corona-Krise bietet uns eine Chance menschlich zu wachsen – indem wir Besorgungen für die ältere Nachbarin erledigen und unsere Kinder das mitbekommen. Aber auch wenn wir unseren Umgang mit Ängsten reflektieren, einen liebevollen Umgang mit uns selbst und unserer Familie kultivieren und nicht zu streng sind, können wir auf persönlicher Ebene wachsen», findet Girod.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?