Psychiatrie
Kaum Suchtpotenzial von Ketamin bei Behandlung von Depressionen

Versuche an Mäusen bescheinigen dem Schmerz- und Narkosemittel Ketamin eine geringes oder fehlendes Suchtrisiko. Dies könnte neue Ansätze bei der Behandlung von Depressionen eröffnen.
Publiziert: 03.08.2022 um 12:35 Uhr
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Aktualisiert: 04.08.2022 um 11:45 Uhr
Das von den Forschern angewandte Dispositiv erlaubte es den Mäusen, sich die Ketamin-Dosen gleichsam selber zu verabreichen.
Foto: UNIGE/Christian Lüscher

Wegen seiner sehr schnell eintretenden antidepressiven Wirkung wird das 1962 vom amerikanischen Chemiker Calvin Lee Stevens entdeckte Ketamin seit etwa zehn Jahren auch zur Linderung von depressiven Symptomen bei Personen verschrieben, die gegen herkömmliche Therapien resistent sind.

Schnelle Wirkung

Ketamin hat den Vorteil, dass es sehr schnell wirkt: Die Wirkung tritt bereits wenige Stunden nach der ersten Einnahme ein, während es bei herkömmlichen Antidepressiva mehrere Wochen dauert, bis sie ihre Wirkung entfalten. Obwohl die Zahl der verschriebenen Medikamente steigt, ist die Substanz in der wissenschaftlichen Gemeinschaft allerdings nach wie vor umstritten.

Was sind Depressionen?

Gemäss Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet man Depressionen als weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen gekennzeichnet sein kann. Milde Formen können ohne Medikamente behandelt werden, mittlere bis schwere Fälle müssen jedoch medikamentös bzw. durch professionelle Gesprächstherapie behandelt werden.

Gemäss Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet man Depressionen als weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen gekennzeichnet sein kann. Milde Formen können ohne Medikamente behandelt werden, mittlere bis schwere Fälle müssen jedoch medikamentös bzw. durch professionelle Gesprächstherapie behandelt werden.

«Einige sind der Meinung, dass Ketamin bei längerer Einnahme ein hohes Suchtrisiko birgt, andere nicht. Die Herausforderung unserer Forschung bestand darin, eine Antwort auf diese Frage zu finden», lässt sich Christian Lüscher, ordentlicher Professor an der Abteilung für grundlegende Neurowissenschaften der Universität Genf, am Mittwoch in einer Medienmitteilung zitieren.

Das Genfer Team hat also diesen Aspekt näher untersucht. Dafür verwendete es ein Gerät, mit dem sich Mäuse selbst Dosen von Ketamin verabreichen konnten. Die Resultate haben die Forscher im Magazin Nature veröffentlicht.

Die Wissenschaftler stellten demnach fest, dass der Dopaminspiegel, der auch als «Lustmolekül» bezeichnet wird, bei jeder Einnahme gut anstieg und bei den Mäusen eine positive Verstärkung induzierte. Das wiederum motivierte die Versuchstiere dazu, die Selbstverabreichung zu wiederholen. «Anders als beispielsweise bei Kokain stellten wir jedoch fest, dass der Dopaminspiegel nach der Einnahme sehr schnell abfiel», stellt Postdoktorandin Yue Li fest.

Kaum Suchtpotenzial

Das Team fand heraus, dass Ketamin einen Dopaminanstieg auslöste, indem es im Belohnungszentrum des Gehirns der Nagetiere ein Molekül namens NMDA-Rezeptor hemmte. Sie beobachtete dann, dass dieses Dopamin an einen zweiten Rezeptor, den sogenannten D2-Rezeptor, bindet, der den Anstieg schnell bremst.

«Diese doppelte Wirkung von Ketamin hat zur Folge, dass die synaptische Plastizität, die süchtig machende Drogen hervorrufen und die im Gehirn auch nach dem Verschwinden der Substanz bestehen bleibt, nicht bewirkt wird», folgert Lüscher. Es ist dieses «Erinnern» der Droge im Belohnungssystem, das zu wiederholtem Konsum führt». Und diese Prägung fehlt beim Ketamin.

Folglich scheint das Suchtrisiko von Ketamin zumindest bei Nagetieren gleich null zu sein, wie es in der Mitteilung der Universität Genf heisst. Diese Studie biete nun einen soliden Rahmen für die Diskussion über den Zugang zur therapeutischen Verwendung des Wirkstoffes, so die Autoren.

(SDA)

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